Die russische NRO Memorial, diesjähriger Preisträger des Sacharow-Preises, öffnet ihre Archive für EuroparlTV. Familienschicksale und persönliche Erinnerungen zeigen den Alltag in einem totalitären System. Aber die Sammlung wächst weiter: Auch im modernen

Reporter: Menschenrechtsverletzungen in Russland früher und heute

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/14973574/M003-0034-DE.srt

20 Jahre nach dem Tod   Andrei Sacharows

vergab das EP den nach ihm   benannten Preis für Gedankenfreiheit

die vergangene und aktuelle   Menschenrechtsverletzungen

in Russland und den post-sowjetischen   Staaten beobachtet.

um einen Blick in die Archive   von Memorial zu werfen

und zu sehen, was es heißt,   sich im heutigen Russland

Im Archivgebäude   der Organisation Memorial in Moskau

finden sich tausende Dokumente   und Fotografien,

die das Leben unter   einem Unterdrückerregime abbilden,

als Staatsterror   an der Tagesordnung war.

und das Leiden der Sowjetjahre   nicht vergessen wird.

Memorial - Oleg Orlov, Sergei Kovalev   und Lyudmila Alexeyeva...

Sie erhielten dieses Jahr   den Sacharow-Preis des EPs,

in Anerkennung ihres Beitrags   zur Verteidigung der Menschenrechte.

Andrei Sacharow selbst hatte   beim Aufbau der Organisation geholfen.

Die Archive sind   eine Fundgrube persönlicher Dinge.

Von Gulag-Gefangenen   geschriebene Musik,

Briefe, geschrieben von Kindern,   deren Eltern in Arbeitslagern waren.

Persönliche Geschichten werden   vor dem Vergessen bewahrt,

Alltagsgeschichten, menschliche   Schicksale, werden wertgeschätzt.

Am wichtigsten ist die Art,   wie wir die Sammlung aufbauen.

Einzelschicksale sind wichtiger   als die Geschichte des Staates.

Jahrelang beschäftigte man sich nur mit   dem Staat, für Individuen war kein Platz.

Das Archiv macht den Einzelnen   zum Maßstab,

Wir sammeln keine Kopien von   Materialien in den Staatsarchiven.

Wir sammeln Dokumente,   um anhand von Familienschicksalen

die Geschichte der Repression   zu erforschen,

welch bedeutenden Einfluss   Terror auf das Bewusstsein

Im Memorial-Gebäude   gibt es auch ein kleines Museum.

Es besteht aus nur einem Raum,   aber beherbergt tausende Geschichten.

Es erinnert an   die Geschichte der Arbeitslager,

in die Dissidenten, Intellektuelle   oder andere so genannte Staatsfeinde

zur Bestrafung und Umerziehung   geschickt wurden.

Das Museum zeigt   viele Alltagsgegenstände:

Auch einige ausdrucksvolle Gemälde   sind zu sehen,

ihre Haft und ihre Hoffnungen   darzustellen versuchen.

Auch wenn das Museum klein ist:   Es bewahrt vor dem Vergessen.

Es ist nunmal   die Geschichte unseres Landes.

Es ist passiert und   die Menschen mussten damit leben,

nicht nur ein Jahr lang,   sondern für Jahrzehnte.

Das Leben von Millionen Menschen   wurde zerstört.

sie mussten hinter   einem Eisernen Vorhang leben.

Memorial setzt sich auch   für die Menschenrechte

In Tschetschenien zum Beispiel   beobachtet Memorial Anschuldigungen,

was Entführungen,   Morde und Folter angeht.

Aber Memorial kämpft auch   gegen die öffentliche Gleichgültigkeit

und Marginalisierung in   den hauptsächlich staatseigenen Medien.

Yulia Klimova ist   die Pressereferentin von Memorial.

Sie hat die Aufgabe, die Aufmerksamkeit   der russischen Medien zu gewinnen.

Aber der Kampf gegen   politische Repressionen geht weiter:

Die Medien sind größtenteils   unter Regierungskontrolle.

Unsere Informationen   interessieren sie nicht.

Es ist wohl eher ein schlechtes Zeichen,   dass sie uns nicht mal kritisieren.

Einige Medien arbeiten mit uns   zusammen, aber das sind Internetdienste.

Und die meisten   befinden sich im Ausland.

Das heutige Russland unterscheidet   sich sehr vom Russland Sacharows.

Aber die Würdigung von Memorial   mit dem Sacharow-Preis zeigt,

Menschenrechtsverletzungen   sind nicht nur eine ferne Erinnerung,

das noch nicht in den Archiven   von Memorial verschwunden ist.