Islands Außenminister Össur Skarphéðinsson spricht mit EuroparlTV über die Schwierigkeiten eines möglichen EU-Beitritts seines Landes. Nach anfänglicher Euphorie sieht eine EU-Mitgliedschaft in der Realität nicht mehr ganz so attraktiv aus.

Im Interview: Fischerei erweist sich als harte Nuss für Islands EU-Ambitionen

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/14516975/P005-00091-DE.srt

Island hat am 16. Juli den EU-Beitritt   beantragt.

Als Mitglied der Europäischen   Wirtschaftszone seit 1994

hat es den Großteil der   EU-Handelsgesetze bereits übernommen,

abgesehen von Landwirtschaft und   Fischerei. 

Island ist tausende Kilometer vom Rest   der EU entfernt

und die 320.000 Einwohner der Insel sind   stolz auf ihre Unabhängigkeit.

Aber nach dem Kollaps der isländischen   Banken und Währung

wurde die Regierung durch Proteste zum   Rücktritt gezwungen.

Island möchte den Euro einführen und   dafür muss es EU-Mitglied werden.

Der Beitrittsantrag könnte schnell   bearbeitet werden,

wenn eine Einigung   bei der Fischerei erreicht wird.

Össur Skarphéðinsson ist der   Außenminister Islands.

im Hinblick auf einen möglichen   EU-Beitritt?

Sie wird intensiviert werden, aber in   positivem Sinne.

Denn wenn man sich die letzten 5 bis 6   Jahre ansieht,

dann gibt es eine Mehrheit für den   Beitritt.

Die Isländer verstehen sich als Europäer,

aber alles wird vom Thema Fischerei   abhängen.

Wenn wir eine positive Einigung beim   Fischfang erreichen,

werden die Isländer sehr glücklich sein.

Falls das nicht klappt, könnte es daran   scheitern.

Das hoffe ich und ich denke teilweise   wird es das,

aber emotionale Dinge spielen auch eine   Rolle.

Sie haben recht, es gibt viele Menschen,

die die EU als gigantische Bürokratie   wahrnehmen

und sie mit der ehemaligen Sowjetunion   vergleichen. Das ist Quatsch.

Die isländische Bürokratie ist auch nicht   besser.

Ich denke, wenn am Ende eine Einigung   auf dem Tisch liegt, und die Isländer

sich eine informierte Meinung bilden   können,

dann wird sich alles in   Wohlgefallen auflösen.

Sie werden in einem Referendum darüber   abstimmen,

Aber wir sind Isländer, hier im rauen   Nordatlantik,

und wir sehen die Außenwelt immer mit   ein wenig Skepsis.

Aber ich selbst bin seit langem ein echter   Europäer und mein Land ebenso.

Glauben Sie, dass Island einen guten   Kompromiss erreichen kann?

Ja, das denke ich und ich sage Ihnen   auch warum.

Es gibt bereits das Beispiel Finnland in   Bezug auf die Landwirtschaft.

Wenn wir unseren Ansatz auf das   finnische Beispiel stützen,

das Konzept der arktischen   Landwirtschaft,

Was die Fischerei betrifft, das ist eine   harte Nuss.

Das wird der schwierigste Teil der   Verhandlungen sein,

aber es macht mir Mut, wenn ich die sich   ändernden Ansichten in der EU sehe.

Zum Beispiel ist da das neue Grünbuch   zur Gemeinsam Fischereipolitik.

Darin ist eine starke Tendenz zu   erkennen, Verantwortung

von der Zentrale in Brüssel an die   Regionen zu geben

Indem Verantwortung an lokale Experten   und Firmen gegeben wird,

basierend auf der Erfahrung, dass   diejenigen,

die von Ressourcen abhängig sind, um   ihren Lebensunterhalt zu bestreiten,

am besten wissen, wie man mit ihnen   umgeht.

Ja, ich bin optimistisch, aber wie gesagt   könnte es an der Fischerei scheitern.

Wir brauchen eine gute Einigung bei der   Fischerei.

Was sagen Sie denjenigen Zuschauern,   die befürchten,

Wenn ich mir die Umfragen aus dem   Jahr 2000 ansehe,

als meine Partei als erste eine   pro-europäische Linie einnahm,

da schienen alle in Richtung Europa zu   tendieren.

Island schaut nun schon eine Weile nach   Europa,

als ein Teil eines möglicherweise gelobten   Landes.

In den letzten Jahren hat sich dieses   Gefühl verstärkt,

aber die aktuelle Krise hat nochmal einen   Teil dazu beigetragen,

die Möglichkeit eines EU-Beitritts   ernsthaft zu erwägen.

Aber vielleicht bin ich ein hoffnungsloser   Optimist. Island hat starke Fundamente:

Der Fischfang läuft gut, der Tourismus   boomt,

wir haben erneuerbare   Energieressourcen

und im Norden gibt es sogar   Ölvorkommen.

Wir könnten es auch alleine aus der Krise   befreien, aber es wäre schwierig.

Als langjähriger Bewunderer Europas   kann ich sagen, dass die aktuelle Krise

nicht der entscheidende Punkt ist für   Island.

Es hat sich über einen langen Zeitraum   entwickelt.

Ihre Zuschauer haben teilweise recht,   aber nur teilweise.

Gibt es etwas an Islands derzeitiger   Position, das Sie ärgert?

Ja, und natürlich ist das   das Verhalten der isländischen Banker,

die das Geld der Menschen   verantwortungslos und mit hohen Risiken

nach Holland und Großbritannien   geschafft haben.

Jetzt müssen wir die Verantwortung dafür   übernehmen:

Das sind 30.000 Euro pro Einwohner,   Junge und Alte miteinbezogen.

Das ist eine große Last, die wir künftig zu   tragen haben.

Und nur aufgrund des leichtsinnigen und   verantwortungslosen Verhaltens

einiger Testosteron gesteuerter junger   Banker. Das macht mich wütend.

Sind Sie optimistisch, dass die   Verantwortlichen belangt werden

und für ihre Taten bezahlen müssen und   das Leid, das sie verursacht haben?

Viele von ihnen haben ihr Geld in   Steueroasen wie in der Karibik versteckt.

Aber sie werden strafverfolgt werden,   wenn es eine Grundlage dafür gibt

und wir haben bereits 3 Sonderermittler   eingesetzt.

Eva Joly, eine weltbekannte   Finanzexpertin berät die Regierung.

Und ich bete, dass es uns gelingt,   Gerechtigkeit zu schaffen.

um die Isländer vom Vorteil eines   EU-Beitritts zu überzeugen, 

Die Fischerei. Wo auch immer man in   Europa hinschaut, gibt es Überfischung