Ein kubanischer Preisträger zu viel? In den letzten acht Jahren hat das EP drei Kubaner mit der höchsten Auszeichnung für geistige Freiheit geehrt. Kritikern zufolge ist es an der Zeit, den Blick auf Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern zu richte

Reporter: Diskussion um den Sacharow-Preis 2010

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15349924/m003-0103-de.srt

Das EP hat den diesjährigen Sacharow-  Preis an Guillermo Fariñas verliehen

und damit zum dritten Mal in acht Jahren  einen kubanischen Dissidenten geehrt.

EuroparlTV berichtet  über den Sacharow-Preis 2010

Der diesjährige Sacharow-Preis  für Gedankenfreiheit

Fariñas war 23 Mal im Hungerstreik.  Der längste dauerte 135 Tage.

Sein Ziel ist unverändert:  die Verteidigung der Freiheit in Kuba.

Am 8. Juli 2010, dem Tode nahe,  beendete er den Hungerstreik,

als die Regierung die Freilassung von  52 politischen Gefangenen ankündigte.

EPTV hat telefonisch  mit Fariñas in Kuba gesprochen.

Wir gehen in den Hungerstreik,  wenn wir keine andere Wahl mehr haben

oder die friedliche Oppositionsbewegung  in Kuba inakzeptabel behandelt wird.

eine repräsentative Demokratie in Kuba,

in der auch die jetzigen Machthaber  ihren Platz haben.

auf friedliche Weise  und ohne Blutvergießen.

Bisher wurden erst  39 kubanische Dissidenten freigelassen.

Der ehemalige Häftling  Marcello Cano Rodríguez

Wir möchten ihm für diese  so entscheidende Geste danken.

Zusammen mit den Aktionen der Damas  de Blanco war das ein Meilenstein.

Wir dürfen das Land verlassen -  aber wir sind trotzdem nicht frei.

Die Damas de Blanco,  Ehefrauen von politischen Gefangenen,

für deren Freilassung sie demonstrieren,

wurden 2005  mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet.

Zum dritten Mal in acht Jahren hat  das EP kubanische Dissidenten geehrt.

wo ihr Kampf also  mit drakonischen Strafen geahndet wird.

Menschenrechte beschränken sich nicht  auf den Kampf gegen Castro.

Wir müssen auch  andere Länder hervorheben.

Dennoch hat das EP erneut  das kubanische Regime ausgewählt.

Wir haben Amnesty International  gefragt, ob der Preis

den kubanischen Gewinnern  von 2002 und 2005 geholfen hat.

Sardiñas, ein Journalist  und der bekannteste Dissident in Kuba,

wurde 2003 im Gegensatz  zu all seinen Kollegen nicht verhaftet,

weil er im Licht  der Öffentlichkeit stand.

Die Damas de Blanco dürfen jetzt  jeden Sonntag demonstrieren

und werden von der Polizei  nicht länger dafür eingeschüchtert.

Mitunter gibt es  aber auch negative Folgen.

Oleg Orlov von der NRO Memorial,  Sacharow-Preis-Gewinner 2009,

wird krimineller Aktivitäten  beschuldigt. Ihm drohen drei Jahre Haft.

Seine NRO tritt in Russland  für Menschenrechtler sein,

doch Memorial wird dafür der Beihilfe  zum Terrorismus beschuldigt.

Wenn Guillermo Fariñas Kuba verlässt,  um seinen Preis entgegenzunehmen,

wird ihm die Rückreise  womöglich verwehrt.

Man wird mir nicht erlauben, den Preis  persönlich in Empfang zu nehmen.

Ich möchte klarstellen, dass ich  keinen Vertreter schicken werde.

Ich komme an dem Tag,  wenn Kuba frei ist,

und wenn ich selbst frei  und dazu in der Lage bin -

gemäß der Allgemeinen  Erklärung der Menschenrechte -

den Preis im Sitz des Parlaments  entgegenzunehmen.