Einst als grüne Alternative zu fossilen Brennstoffen gepriesen, brachten Biokraftstoffe ihre eigenen Probleme mit sich. Wohin geht die europäische Gesetzgebung? Der Berichterstatter Torvalds erklärt es.

Biokraftstoffe: eine zweite Chance?

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/11980999/n004-0019-de.srt

Biokraftstoffe zur Alternative  zu fossilen Brennstoffen zu machen.

Aber nun merkt man,  dass das nicht so einfach ist:

Wie kann man die auch von Biokraftstoffen  erzeugten CO2-Emissionen senken?

Welche Ziele  soll man den Staaten vorgeben,

in welche Biokraftstoffe  soll man investieren?

Zivilgesellschaftliche Organisationen  mit einem Interesse an Biokraftstoffen

befragen den Berichterstatter des EPs  zu der Materie, Nils Torvalds.

Herr Torvalds, die erste Frage wird  von Friends of the Earth Europe gestellt.

Die Biokraftstoffpolitik der EU  erhöht die Landnutzungskonkurrenz

und leistet Landraub Vorschub,  vor allem in Afrika und Südostasien.

Manche Gemeinschaften werden  mit Gewalt ihrer Lebensgrundlage beraubt.

Wie reagieren Sie  auf dieses Versagen der Politik?

Die Frage der Landnutzung ist  in den Ländern der Dritten Welt sehr akut.

Aber wir können nicht  all diese Probleme lösen.

Der Text zur  indirekten Landnutzungsänderung (ILUC)

sieht die Anerkennung  der Landrechte der Bevölkerung vor,

um Landraub durch Großunternehmen  vorzubeugen.

Landraub ist  ein sehr schwerwiegendes Problem,

das sich in Zukunft  wahrscheinlich weiter verschärfen wird.

Aber wir im EP können nicht  für den Rest der Welt entscheiden.

Wir müssen uns um die Fragen kümmern,  für die wir zuständig sind.

Einige Unternehmen hören nicht auf uns,

weil sie außerhalb unserer Zuständigkeit  operieren.

Selbst wenn wir um die Probleme wissen,  können wir oft nichts dagegen tun.

die vom Europäischen Umweltbüro  gestellt wird.

führen einige Biokraftstoffe wie Biodiesel,  die unter EU-Recht subventioniert werden,

zu keiner Emissionssenkung  gegenüber den fossilen Brennstoffen,

Die Richtlinien zur Kraftstoffqualität  und zu erneuerbaren Energiequellen

waren als Maßnahmen  gegen den Klimawandel gedacht.

Wie geht Ihr Bericht  mit diesem Problem um?

Das Problem ist, dass man Biokraftstoffen  zuvor Eigenschaften zugesprochen hat,

die mittlerweile als unrealistisch gelten.

Z. B. die Annahme, Biokraftstoffe  seien voll und ganz umweltverträglich.

mehr CO2-Emissionen  als fossile Brennstoffe produzieren.

Stimmt das?  Können Sie das näher erläutern?

Je nachdem,  welches Ausgangsmaterial benutzt wird,

können mehr oder weniger  CO2-Emissionen erzeugt werden.

Es ist eine Frage des Ausgangsmaterials.

für die Erzeugung  von Ethanol oder Biodiesel einsetzen?

müssen wir uns  neuen Technologien gegenüber öffnen.

die allerdings niedriger sind  als in der derzeitigen Gesetzgebung.

Ursprünglich waren 10% angedacht,  nun ist man bei 6%. Warum?

Wir wollen den Akteuren,  die in ältere Technologien investiert haben,

z. B. in Bioethanol, die Möglichkeit geben,  einen Teil des Geldes zurückzubekommen.

Zugleich wollen wir uns  neuen Technologien gegenüber öffnen.

Es ist also  ein sehr empfindliches Gleichgewicht.

Stichwort Bioethanol.  Wir haben eine Frage dazu. Hören wir rein.

Sie wollen die Erzeugung  von Biokraftstoffen der ersten Generation

selbst wenn das Risiko einer indirekten  Landnutzungsänderung gering ist.

Tausende langfristige Arbeitsplätze  sind gefährdet.

Ich glaube nicht,  dass das ein stichhaltiges Argument ist.

Warum nicht?  -Weil auch neue Arbeitsplätze entstehen.

Es gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren.

Die Anwendung neuer Technologien  schafft neue Beschäftigungsmöglichkeiten.

Auch hier müssen wir  das richtige Gleichgewicht finden.

Unsere letzte Frage  kommt aus der Biodieselindustrie,

In den Sektor sind umfangreiche EU-Mittel  geflossen. Hören wir uns die Frage an.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie  die laufenden Investitionen

in die europäische Biodieselindustrie  schützen?

Denn wenn gemäß der neuen Richtlinie  ein ILUC-Faktor vorliegt,

Es wird intensive Lobbyarbeit betrieben,

bei der eng gefasste Eigeninteressen  im Vordergrund stehen.

Meine Aufgabe ist es aber nicht,  mich an den Lobbyisten zu orientieren,

sondern ein adäquates Gesetz  durchs Europäische Parlament zu bringen.

Wie stark werden Biokraftstoffe  derzeit in der EU gefördert?

Ich weiß es nicht.  -Mit 10 Milliarden?

Die Gelder werden überwiegend  von den Mitgliedstaaten bereitgestellt.

Fest steht aber,  dass eine adäquate Marktsituation

nicht allein durch staatliche Fördermittel  erreicht wird.

für die Zukunft  eine Beimischungsregelung einzuführen,

um einen echten Markt für Biodiesel  zu ermöglichen.

Glauben Sie nach wie vor  an das große Potenzial von Biokraftstoffen?

Ich denke, wir haben einen  technologischen Durchbruch erzielt.

Wir haben mehr Möglichkeiten denn je,  den CO2-Ausstoß zu vermindern.

was fossile Brennstoffe in Europa  anbelangt,

weil sie zu einem großen Teil  aus Russland geliefert werden.

Herzlichen Dank und viel Glück.  -Danke, das werde ich brauchen.