Martin Häusling erläutert die vom EU-Parlament vorgeschlagenen neuen Richtlinien zur besseren Verlässlichkeit von EU-Bio-Lebensmittel-Etiketten.

Können wir Bio-Etiketten wirklich vertrauen?

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/12114426/n003-0374-dexx.srt

Bio-Produkte boomen. Der Verkauf  von ökologisch erzeugten Lebensmitteln

hat sich in den letzten  zehn Jahren vervierfacht.

Die erste Öko-Verordnung  ist ein Vierteljahrhundert alt

und wurde schon ein paar Mal reformiert.

Aber wegen des Booms  scheint diese Reform deutlich umstrittener.

Im EU-Parlament  ist der deutsche Abgeordnete

Martin Häusling, schönen guten Tag,  willkommen zu diesem Interview.

Wir haben es gehört, die Öko-Produkte  boomen überall in Europa.

Ist aber auch tatsächlich das bio, was bio  heißt, und was mir als bio verkauft wird?

das, was auf dem europäischen Markt ist  und was verkauft wird,

da kann man sich zu fast 100% sicher sein,  dass das auch bio ist.

aber das hat auch damit zu tun,  dass der Markt rasant wächst.

Und, das muss man zugeben, wir haben  nach wie vor Unsicherheiten bei Importen.

An sich würde ich  meine Hand dafür ins Feuer legen,

sowohl mit dem Öko-Siegel der EU  als auch mit dem Verbändesiegel,

dann ist er auf jeden Fall  auf der sicheren Seite.

Es geht aber zuerst mal um Kontrolle.  Wer soll eigentlich kontrollieren?

Der Öko-Bereich hat ja  noch mal ein extra Kontrollsystem,

das heißt nicht, dass die normale Kontrolle  da nicht stattfinden würde,

sondern es ist noch mal ein System,  das extra für den Bio-Bereich

noch mal besondere Anforderungen stellt,

das heißt, die Betriebe werden im Grunde  genommen zwei, drei Mal kontrolliert.

Und wir haben in dem Bereich Kontrolleure,  die sich ganz speziell damit auskennen.

Also es kann nicht jemand  einen Öko-Betrieb kontrollieren,

sondern da muss  eine spezielle Kontrolle vor Ort sein,

was einen Öko-Betrieb von einem  konventionellen Betrieb unterscheidet.

Und das müssen wir weiter ausbauen,  das ist keine Frage, auch für Importe.

Sollen wir da irgendwann mal  eine Öko-Agentur wieder aufbauen,

um da die 50. Agentur in Europa zu haben?

In der Tat war das ein Vorschlag,  den ich gemacht habe.

Andere haben das Clearingstelle genannt.

Was tatsächlich fehlt,  und das haben wir auch gemerkt,

wir haben 28 verschiedene Umsetzungen  derselben Verordnung in Europa

und wir haben  verschiedene Importstandards.

Da brauchen wir dringen eine Koordinierung  auf europäischer Ebene.

Sie sagen, es wird ein Öko-Kontrolle  weiterhin geben.

Die Kommission hatte früher mal  vorgeschlagen,

machen wir da  ganz einfach Lebensmittelkontrollen

und stellen wir das Ganze gleich.  Bleibt das? Ändert sich das?

Da ist das Europäische Parlament  in den Änderungsverträgen

und auch in dem, was wir an  Kompromissen gefunden haben,

Wir wollen die Öko-Kontrolle  in der Öko-Verordnung haben

Wie gesagt,  das sind spezielle Anforderungen,

und die müssen auch da hinterlegt werden.

Pflanzenschutzmittel.  Heißt das hundertprozentig null,

Laut Kommission hieß es,  ja, man könnte doch eigentlich so...

und das, was der Bauer  nebenan dann doch sprüht,

das geht ja vielleicht dann doch  ein bisschen aufs andere Feld...

Wenn wir in einer  perfekten Welt leben würden,

wo alle sorgfältig umgehen  und wo wir ganz wenig Pestizide einsetzen,

dann wäre es für den ökologischen Bereich  gar kein Problem, 0,0 zu garantieren.

Aber man muss natürlich immer sehen,  5% der Fläche ist ökologisch bewirtschaftet.

Auf 95% der Fläche  werden Pestizide eingesetzt.

der die strengsten Auflagen hat,  die strengsten Vorschriften,

Sie werden ja mit haftbar gemacht  für die Schäden,

die der Nachbar  im Grunde genommen verursacht.

Ein Öko-Produkt  fängt erst mal beim Saatgut an.

Wie garantieren Sie heute,  wie garantieren Sie morgen,

dass die Bauern tatsächlich auch  Öko-Saatgut zur Verfügung haben?

Wir haben in den Mitgliedsländern  sehr unterschiedliche Standards.

In Deutschland, Österreich und Frankreich

haben wir einen sehr weit entwickelten  Öko-Markt für Saatgut.

Wir haben diese Datenbanken,  da kann jeder Bauer nachgucken,

ist das ökologisch vorhanden,  und dann muss es der Betrieb nehmen.

Aber das haben wir noch nicht  in allen 28 Mitgliedsstaaten.

Es wäre illusorisch zu sagen,  in 2021 haben wir für jede Kohlsorte

eine ökologische Entsprechung,  das heißt, wir haben Öko-Saatgut.

Als Erstes haben wir bei der Kommission  abgefragt, wie sieht's denn aus?

Wie wird der Bereich eigentlich gefördert?

Gibt es dafür Entwicklungshilfe,  gibt es Mittel der zweiten Säule,

also ländliche Entwicklung, die das fördert?

Bis jetzt ist es so,  dass 99% der Forschungsmittel

Das heißt, wenn ich einen  Öko-Saatgut-Bereich entwickeln will,

müssen da Mittel rein,  es ist auch eine öffentliche Aufgabe,

und ich muss die Bauern  dafür unterstützen.

Wird es einfacher sein,  in Zukunft Öko zu machen?

Werden größere Betriebe dann  doch irgendwie ankommen und sagen,

OK, wir machen trotzdem einen Teil Bio,  einen Teil weiter ganz konventionell?

Wir haben lange um einen Kompromiss  gerungen zwischen den Parlamentariern,

wo es darum ging, gemischte Betriebe  ist in vielen Ländern leider ein Standard.

In Deutschland und Österreich sieht das  ganz anders aus, aber es ist Fakt.

Wir wollen erreichen, dass die Betriebe  sich irgendwann entscheiden müssen.

Martin Häusling, vielen herzlichen Dank.