David Borrelli hat ein ehrgeiziges Mantra: eine direkte Demokratie, bei der die Bürger die Macht haben, sich an politischen Entscheidungen auf allen Ebenen direkt zu beteiligen.

Ein neuer Ko-Fraktionsvorsitzender bei Europa der Freiheit und der direkten Demokratie

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/11829124/n003-0301-dex.srt

David Borrelli,  Sie sind der neue Ko-Vorsitzende

der umbenannten Fraktion "Europa  der Freiheit und der direkten Demokratie".

Warum heißt es jetzt "direkte Demokratie"  und nicht mehr einfach "Demokratie"?

Weil wir denken,  dass wir für eine neue Entwicklung stehen,

in der die Bürger  wieder eine echte Wahl haben.

Alle Mitglieder der Fünf-Sterne-Bewegung,  die ins EP gewählt worden sind,

wurden in einem Vorabverfahren  direkt von den Bürgern bestimmt.

5.400 Personen  haben sich zur Wahl gestellt,

Sie sind bei der Europawahl als Kandidaten  der Fünf-Sterne-Bewegung angetreten,

Die erste Auswahl wurde  also direkt von den Bürgern getroffen.

Es war ähnlich  wie im italienischen Parlament,

wo ja viele der von den Abgeordneten  erörterten Gesetzesvorschläge

von Bürgerseite erarbeitete Änderungen  oder Verbesserungen umfassen.

Was sind Ihre Prioritäten  für die kommenden fünf Jahre?

Wir haben ein  Sieben-Punkte-Programm erarbeitet,

das sich vor allem  auf die Wirtschaft bezieht.

soweit wie möglich in die Überprüfung  der Verträge einbringen.

Es wird ja wahrscheinlich  einen Prüfungszeitraum geben,

um festzustellen,  ob die Verträge adäquat sind.

Für uns ist u.a. der Fiskalpakt  von Interesse.

Die Wirtschaftsführung in der Eurozone?  -Genau.

Und da wir nun den Begriff  "direkte Demokratie" im Namen führen,

werden wir versuchen, den Bürgern  Informationen dazu zugänglich zu machen,

sodass sie ebenfalls die Möglichkeit haben,  sich einzubringen.

Was ist mit dem von Ihnen angekündigten  Referendum zum Verbleib in der Eurozone?

Das wäre ein letzter Ausweg.  Es ist der siebte Punkt.

Wir möchten zunächst  die ersten sechs Ziele umsetzen,

darunter die Überprüfung der Verträge,  die Aufhebung bestimmter Abkommen

sowie neue Rechtsvorschriften  in der Landwirtschaft.

All das ist möglich.  Eurobonds sind ein weiteres Thema.

Aber wenn wir unsere Ziele nicht erreichen,

dann lassen wir die Bürger über  den Verbleib in der Eurozone entscheiden.

Die Formierung der Fraktion wurde  von Diskussionen und Streitereien begleitet.

In der Fünf-Sterne-Bewegung selbst  gibt es verschiedene Positionen,

und nun muss man sich  mit der britischen UKIP arrangieren.

Was verbindet Sie  und wo gibt es Differenzen?

Was die Wirtschaft betrifft,  sind wir uns im Großen und Ganzen einig.

Großbritannien ist kein Euroland.  -Genau.

Deshalb stimmen sie mit uns überein  und unterstützen uns.

Sie lehnen eine EU ab, in der die Bürger  kein Mitentscheidungsrecht haben.

Sie wollen mehr Beteiligung  an der Wählerbasis.

In dem Punkt stimmen wir  auf jeden Fall überein.

Wir sind aber unterschiedlicher Meinung,

was das Thema Energiemanagement  und andere Bereiche angeht,

in denen sie eine  sehr britische Sichtweise haben.

Wie die Mitgliedschaft in der EU.  -Ja, natürlich.

Wir haben unsere Standpunkte hierzu  aber von Anfang an deutlich gemacht

und jeweils auch entsprechend abgestimmt.

In der ersten Plenarsitzung  hielten sie es für angemessen...

Dem Geschehen den Rücken zuzukehren.  -Wir aber nicht.

Wir können unsere Meinungen  ohne Probleme ausdrücken.

Sind Sie besorgt,  dass die Vertreter Ihrer Partei

sich einer geschlosseneren Fraktion  zuwenden,

Die 17 Fünf-Sterne-Abgeordneten  stimmen politisch überein.

Wir sind überzeugt,  dass wir zusammenarbeiten können.

Wir bemühen uns um Mitgliedschaften  in den wichtigen Ausschüssen,

damit wir dort etwas bewirken können,  wo wir Verbesserungsbedarf sehen.

Ich denke,  daran wird festzumachen sein,

ob wir der richtigen Fraktion angehören  oder ob wir am falschen Ort sind.

Es wird sicher  keine Überraschungen geben.

Können Sie uns eine Initiative  von Beppe Grillo nennen,

die Sie im Parlament präsentieren werden?

Wir werden hier vor Ort mit  einer anderen Herangehensweise arbeiten.

Es ist ein anderer Ansatz  als im italienischen Parlament,

weil es hier sehr viele  andere Abgeordnete gibt.

und das EU-Parlament  hat ja insgesamt 751 Abgeordnete.

Wir haben beschlossen,  auf die anderen Gruppierungen zuzugehen,

um zu sehen,  ob wir in den Dialog treten

und auf eine Weise zusammenarbeiten  können, die unserem Land nützt.

Wir werden sehen,  ob man uns ebenfalls entgegenkommt.