Angesichts von Rekordarbeitslosigkeit suchen viele junge portugiesische Fachkräfte ihr berufliches Glück in den ehemaligen Kolonien. EPTV berichtet aus Mosambik.

Reporter: Brain-Drain in Portugal

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15957863/m003-0196-de_mf.srt

Mit seinen Karavellen kolonisierte  Portugal Afrika, Asien und Südamerika.

Angesichts der Krise brechen  die Portugiesen nun erneut en masse

nach Brasilien, Angola und Mosambik auf,  wo die Wirtschaft boomt.

EPTV folgt den jungen Migranten,  die ihre Zukunft in Ländern suchen,

die enge historische und kulturelle  Verbindungen mit Portugal haben.

Der Betriebswirt João Carlos Nunes  arbeitet seit zwei Jahren in Mosambik.

Als er in Portugal seine Stelle verlor,  versuchte er sein Glück 2010 in Maputo.

Er war früher in der Automobilindustrie  tätig - das erste Opfer der Krise.

Ich war arbeitslos und begann darüber  nachzudenken, was ich im Leben wollte.

Und weil ich immer schon geplant hatte,  irgendwann in dieses Land zu reisen,

beschloss ich,  es einfach zu versuchen.

Ich ließ mein Arbeitslosengeld für  drei Monate einfrieren und kam hierher.

Freunde halfen mir, eine Unterkunft  für diesen Zeitraum zu finden.

und wurde zu Vorstellungsgesprächen  eingeladen.

Das schwindelerregende  Wirtschaftswachstum von 7% pro Jahr

zieht Ingenieure, Agrarwissenschaftler,  Telekomexperten und Bauunternehmer an.

Wir haben nur grobe Schätzungen,  was die Zahl der Einwanderer angeht.

Die Rate hat sich jedenfalls verdoppelt.

Die Einwanderungsrate - nicht die Zahl -  hat sich seit 2010 in etwa verdoppelt.

2011 wurden dort mehr Stellen abgebaut  als irgendwo sonst in Europa.

Die Jugendarbeitslosigkeit  liegt bei 30%,

Selbst der Ministerpräsident rät  jungen Leuten, das Land zu verlassen.

Junge Leute finden sich besonders häufig  in einer dramatischen Lage wieder,

sowohl durch Arbeitslosigkeit  als auch durch Unterbeschäftigung.

Zahllose Akademiker  arbeiten für €500 im Monat.

Junge Leute brauchen  keine Aufforderung zum Auswandern.

Sie überlegen von ganz allein,  was sie für Möglichkeiten haben

und was ihre Fähigkeiten auf  dem globalen Markt wohl wert sind.

Wir haben es mit einem anhaltenden,  strukturellen Auswanderungstrend zu tun.

Der Trend zur Auswanderung  wird durch diverse Faktoren begünstigt,

wie zum Beispiel die Existenz  von portugiesischen

oder portugiesischsprachigen  Gemeinschaften in aller Welt.

Dann die portugiesische Infrastruktur  in Brasilien, Angola oder Mosambik...

Die stetige Abwanderung  von Arbeitskräften

wird für die portugiesische Wirtschaft  und Gesellschaft schwere Folgen haben.

Die Menschen, die in den 60er-Jahren  aus Portugal auswanderten,

waren ungelernte Landarbeiter,  darunter viele Analphabeten.

um dort z. B.  in der Landwirtschaft zu arbeiten,

Heute dagegen verlieren wir  eine große Zahl an Fachkräften,

zum Teil  die am besten ausgebildeten Leute.

Der Akademikeranteil  unter den Auswanderern ist sehr hoch.

Portugal verliert dadurch  einen Großteil seines Humankapitals.

Es ist ein großes Problem, das  die Wirtschaftskrise weiter verschärft.