Was wird sich verändern? Verlässt Griechenland die Eurozone? Wird das Motto nun von Sparkurs auf Wachstum wechseln? Wir befragen den Deutschen Werner Langen und den Griechen Nikolaos Chountis.

Interview: Nach den Wahlen in Frankreich und Griechenland

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15975420/n003-0185-de_mf.srt

Frankreich und Griechenland  haben am 6. Mai gewählt.

Der Sozialist François Hollande  wird neuer Mieter im Élysée-Palast,

in Athen haben die zwei größten Parteien  eine Absage bekommen.

Was ändert sich in Europa  mit diesen Wahlergebnissen?

Wir fragen den Deutschen Werner Langen  von der EVP

und den Griechen Nikolaos Chountis  von der Vereinigten Europäischen Linken,

welche Schlüsse  sie aus den Wahlen ziehen.

Frankreich ist als zweitgrößtes Euroland  natürlich gefordert,

seine Reformen umzusetzen,  da wird es keine Abstriche geben.

dass Frankreich sich an die getroffenen  Vereinbarungen und Verträge hält.

Schwieriger ist die Lage  in Griechenland.

Die Bürger haben das Recht,  auch extreme Parteien zu wählen,

Aber die Politik ist handlungsunfähig,  wie schon in den letzten Jahrzehnten.

Die Politiker haben ihre Hausaufgaben  nicht gemacht und die Quittung erhalten.

Die Wahlergebnisse  in Frankreich und Griechenland

dass man sich von  der rigiden Sparpolitik abwenden wird,

also von der deutschen Strategie  zur Bekämpfung der Krise.

Richtung Sparkurs oder Wachstum?  Was ist die Politik?

So viele Verträge und Pakte  wir auch schließen,

letztlich steht und fällt alles  mit den europäischen Bürgern.

In Frankreich und Griechenland haben sie  uns eine klare Botschaft vermittelt.

Dasselbe ist in Irland  und anderswo zu erwarten.

Die Bedürfnisse der Bürger  müssen Priorität haben.

Wir müssen einen neuen Pakt erarbeiten.

Es ist schon länger klar,  und das ist auch nichts Neues,

dass neben der Haushaltskonsolidierung  auch Wachstumsimpulse

und bestehende Chancen  genutzt werden müssen.

Griechenland hat über 60 Milliarden Euro  in den letzten 10 Jahren erhalten,

aber anstatt Wachstum zu schaffen,  wurde der Staatsapparat ausgebaut.

Es wurde nichts gegen Steuer-  hinterziehung und sonstige Dinge getan,

Das ist eine Eigenverantwortung  der Staaten.

Es gibt keinen Grund,  Abstriche zu machen.

Und Sie werden sehen,  die Finanzmärkte werden das auch zeigen,

dass die Länder ihre Hausaufgaben  selbst machen müssen.

Heißt das, Griechenland  könnte aus der Eurozone austreten?

Wenn jetzt die internationalen  Vereinbarungen gekündigt werden,

und es sind ja  gewaltige Hilfsmittel geflossen,

dann heißt der Ausweg nur noch, das  müssen die griechischen Wähler wissen,

Wir können das Land  nicht mit Geld überschütten,

wenn die Politik unfähig  zu den einfachsten Reformen ist.

Die Eurozone muss  Griechenland und andere Staaten

zur Überwindung der Krise unterstützen.

Wenn wir  ein Europa der Bürger wollen,

das auf wirtschaftlichem  und sozialem Zusammenhalt aufbaut,

dann müssen wir  das zur Priorität erheben.

Der Austritt aus der Eurozone mag  als die einfachere Lösung erscheinen,

wäre das kostspieliger,  als Griechenland zu retten.

Kanzlerin Merkel  hat lange einen strengen Sparkurs

Viele fordern echte Wachstumsprogramme.  Ist das die Lösung?

Ich denke, das Problem ist  nur über einen dritten Weg zu lösen.

Um die wirtschaftliche Entwicklung  und das Wachstum zu fördern

und die Schuldenkrise  in den Griff zu bekommen,

Wir brauchen eine Kombination  aus unterschiedlichen Maßnahmen.

und das Wachstum  in der gesamten Eurozone ankurbeln.

Merkels Kurs war immer auf Haushalts-  konsolidierung und Wachstum gerichtet.

Der Gipfel im März hat ausdrücklich  Wachstumsimpulse beschlossen.

Wir haben mit Lissabon 2010  das Ziel formuliert,

Europa zur weltweit führenden  wissensorientierten Kraft zu machen.

Wir haben Europa 2020 als  Wachstums- und Infrastrukturprogramm.

Die Beschlüsse liegen vor,  aber die Staaten müssen sie umsetzen.

Die deutsche Politik kann die Griechen  nicht aus ihrer Verantwortung entlassen.