Der Parlamentspräsident betonte, dass niemand das Vereinigte Königreich demütigen wolle, aber die Regierung müsse nun Artikel 50 anwenden, um die Unsicherheit zu beenden.

Martin Schulz: Das Vereinigte Königreich muss Artikel 50 anwenden

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/11595725/n003-0411-dex.srt

Nach dem Ausgang des Referendums  in Großbritannien,

das einen Austritt aus der EU zur Folge hat,

hat das EU-Parlament eine außerordentliche  Plenarsitzung einberufen,

um die Folgen und die Zukunft für  Großbritannien und Europa zu diskutieren.

den Präsidenten des EU-Parlaments,  Martin Schulz, nach der Debatte.

Vor der zweitägigen EU-Ratssitzung trifft  er sich mit Sozialdemokraten in Brüssel.

Ganz kurz: Ihr Eindruck  von der außerordentlichen Plenartagung.

Es war traurig, aber man zeigte sich  den Briten gegenüber solidarisch.

Allerdings war man auch pragmatisch:  Das Vereinigte Königreich muss handeln.

Sehen Sie sich die Finanzmärkte an,  die Turbulenzen beim britischen Pfund,

die Abwertung des Vereinigten Königreichs  durch Ratingagenturen.

Das sind unsichere Zeiten,  wir müssen handeln.

an die Regierung Großbritanniens, Artikel 50  so schnell wie möglich anzuwenden,

Ich hoffe, der Rat und der britische Premier  einigen sich heute auf einen Plan.

Artikel 50 zwingt das Vereinigte Königreich  nicht, ihn anzuwenden.

Nein, Artikel 50 schreibt der Regierung  in London nicht vor, ihn anzuwenden,

aber wir sollten das Referendum  nicht vergessen.

Die Mehrheit der Briten sprach sich  für die Anwendung von Artikel 50 aus,

nur so können Verhandlungen  über den Austritt aus der EU beginnen.

Zwar ist das nicht rechtsverbindlich.  Aber es gab ein Referendum.

Das ist nicht rechtlich bindend,  aber politisch schon.

Sie erwähnten, dass das Referendum  nicht rechtsverbindlich sei.

Könnte es also eine Kehrtwendung geben  oder ein zweites Referendum?

Ich weiß nicht. Als EU-Parlamentspräsident  sollte ich das nicht kommentieren.

Ich nehme das Ergebnis des Referendums  zur Kenntnis.

Ich denke, der Wille und die souveräne  Entscheidung des Volkes

muss respektiert und ernst genommen werden.

Es ergibt keinen Sinn  über ein zweites Referendum nachzudenken,

nachdem wir ein Ergebnis  wie vor fünf Tagen erhalten haben.

Ich denke, wir sollten die Verhandlungen  beginnen, wie die Prozedur es vorsieht.

Wir haben keine Anleitung dafür. Es ist  das erste Mal. Wir müssen sie entwickeln

Wenn sich etwas ändert,  können wir das beizeiten diskutieren.

Glauben Sie, dass die Verhandlungen,  wenn sie durch Artikel 50 ausgelöst werden,

innerhalb von zwei Jahren geführt  und abgeschlossen werden können?

Oder ist das zu optimistisch?  - Nein, wir sollten nicht zu lange warten.

Das Vereinigte Königreich  ist ein sehr wichtiges Land.

Es ist ein Mitglied der G7  und des UN-Sicherheitsrats, mit Vetorecht.

Und jahrelang anhaltende Unsicherheit  ist sicher nicht gut für unsere Wirtschaft,

unsere Währung oder den Binnenmarkt der EU.

Auch nicht für den britischen Markt.  Wir sollten sofort handeln.

Aber in diesen unsicheren Zeiten,  die einige Jahre anhalten könnten,

und in Großbritannien geschehen, wenn von  Volatilität der Märkte die Rede ist?

Hätte jemand  vor fünf oder sechs Tagen gedacht,

dass internationale Ratingagenturen  in New York wie Fitch oder Standard & Poor's

das Vereinigte Königreich abgewertet hätten?

Sie haben den Binnenmarkt der EU  nicht abgewertet.

Vom größten Binnenmarkt der Welt  getrennt zu werden, birgt hohe Risiken.

Keiner will die Briten demütigen. Wir  verstehen, was die Regierung durchmacht.

Das Parlament muss eingeschaltet werden,  ein Plan muss her.

Verständlich. Aber sie  sollten nicht zu lange warten.

Daher war in der Erklärung des EU-Parlaments  von 'so bald wie möglich' die Rede.

Fühlen Sie sich als Politiker,  als Parlamentspräsident,

verantwortlich für den Ausgang  des Referendums in Großbritannien?

Das war eine innenpolitische Debatte  in Großbritannien.

Juncker und ich haben viel  zum Kompromiss beigetragen,

den David Cameron einging und dann  vom Referendum abhängig machte.

Aber Boris Johnson  und Nigel Farage bewirkten,

dass eine Mehrheit, die in die Irre geführt  wurde, einen Austritt wollte.

Ist Jean-Claude Juncker oder Martin Schulz  oder sonst jemand schuld?

Wir waren nicht am Referendum beteiligt.

Es war das Gegenteil:  Wir wurden gebeten, uns herauszuhalten.

Und nun behaupten einige, wir seien  für das Ergebnis verantwortlich!

Sie sagten, die Briten sollten  nicht gedemütigt werden.

Wird es für britische Abgeordnete  im EU-Parlament normal weitergehen?

solange das Vereinigte Königreich  zur EU gehört.