Wir sprechen mit zwei Abgeordneten über das Leben der syrischen Bürger und die Aussichten für eine Veränderung.

Forum: Die Unruhen in Syrien gehen weiter

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/16034727/d001-0026-de_mf.srt

Unsere heutige Debatte dreht sich um  ein ernstes Thema: die Krise in Syrien.

Laut der britischen Organisation  Syrian Observatory for Human Rights

wurden seit dem Beginn der Unruhen  im März 2011

Der Konflikt droht  auf den Libanon überzugreifen.

Die Türkei hat deutliche Warnungen  an Syrien gerichtet,

nachdem ein türkischer Kampfjet  abgeschossen wurde.

Laut Ankara befand sich die Maschine  in internationalem Luftraum.

Assads Regime  bleibt derweil an der Macht,

unterstützt von Russland,  China und dem Nachbarstaat Iran.

Assad und seine Vertrauten  gehören der alevitischen Minderheit an,

die den Schiiten nahesteht  und unter Sunniten als ungläubig gilt.

Die Mehrheit der syrischen Bürger  sind Sunniten.

Russland versorgt das Regime  mit Waffen.

Arabische und westliche Staaten  bewaffnen die Rebellen,

die weite Landesteile kontrollieren,  aber nicht vereint sind.

Zu meiner Linken heiße ich  Prof. Pierre Piccinin willkommen.

Er lehrt Geschichte  und Politikwissenschaft

Er hat die westlichen Medien  der Irreführung bezichtigt.

Beispielsweise werde das Ausmaß  der Proteste überschätzt.

Doch er wurde selbst in Syrien  inhaftiert und gefoltert

Neben ihm sitzt der britische  ALDE-Abgeordnete Sir Graham Watson,

der angesichts des offenbar  gescheiterten Annan-Friedensplans

entschiedenere Maßnahmen fordert,  auch von der EU.

Ihm gegenüber sitzt die belgische  S&D-Abgeordnete Véronique De Keyser,

die von der EU humanitäre Hilfe  für die syrische Bevölkerung

und eine harte Haltung  gegenüber Assad fordert.

Und schließlich begrüße ich Nicolas  Beger von Amnesty International Europe.

Laut der Organisation verübt das Regime  Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wir sehen gleich ein Interview  mit Dr. Kamal Al Labwani.

Der syrische Arzt und Künstler ist  ein bekanntes Mitglied der Opposition

und war deshalb  mehrere Jahre im Gefängnis.

Doch zunächst bitte ich meine Gäste  um eine Einschätzung der Lage vor Ort.

Wenn man die Freie Syrische Armee  und Assads Leute mal außer Acht lässt -

wie ist das Leben  für normale Menschen in Syrien?

Eine kleine Richtigstellung:  Ich lehre an der Europäischen Schule.

Das wurde in den Medien  bei meiner Verhaftung falsch berichtet.

hat sich die Situation nach der Wahl  am 7. Mai grundlegend verändert.

Die wirtschaftlichen Probleme  werden immer schwerwiegender.

habe ich einen  großen Unterschied festgestellt.

Die Menschen leiden  unter der Wirtschaftskrise.

Sie haben kein Vertrauen mehr  in die Regierung.

Hinzu kommt die große Enttäuschung  über die Wahlen am 7. Mai,

bei denen sich viele,  die das Regime bisher gestützt hatten,

darüber klar wurden, dass es mit  Terror und Gewalt seine Macht sichert.

Graham, wie beurteilen Sie  die Situation der syrischen Bevölkerung?

Und wie kann die EU helfen?  -Die Lage ist überall unterschiedlich.

Einige Dörfer und Städte sind  von dem Konflikt nahezu unberührt,

während die Situation anderswo  katastrophal ist.

Die Temperaturen  liegen derzeit um 40° Celsius.

Die Leute haben keinen Strom  und somit auch keine Klimaanlagen,

sofern diese denn zuvor verfügbar waren.

Die Lebenssituation ist also schlimm,  und wie Amnesty International bestätigt,

werden Verbrechen  gegen die Menschlichkeit verübt.

Schlägertrupps der Regierung  töten willkürlich Menschen,

und Berichten zufolge werden Kinder als  menschliche Schutzschilde missbraucht,

Die Situation ist katastrophal und  daher ist es meiner Ansicht nach Zeit,

dass wir uns der Verantwortung  für den Schutz der Bevölkerung,

die uns die UN auferlegt,  stellen und Maßnahmen ergreifen.

Sie sind der Ansicht, dass die EU  humanitäre Hilfe bereitstellen sollte.

Assads Truppen sind feindselig,  die Grenzüberquerung ist schwierig.

Assad hat aber offenbar  die Anwesenheit des Roten Kreuzes

und die Einrichtung  von Hilfszentren akzeptiert.

Die EU hält es  für außerordentlich wichtig,

ihre Unterstützung auch im Rahmen  von humanitärer Hilfe zu bekunden

und über die Bereitstellung von  Medikamenten oder finanziellen Mitteln

die zivilen Proteste zu fördern,  die sich über das ganze Land ausbreiten

und die sich außerhalb des Syrischen  Nationalrates organisiert haben.

Die Demonstranten versuchen selbst,  Mittel aufzubringen,

z. B. um provisorische Krankenhäuser  einzurichten,

in denen auch Frauen  wichtige Rollen haben.

Man hat den Eindruck, dass dies  die wahre Opposition im Land ist.

Einige NRO verfügen  noch über Zugangswege.

Die nach Europa geflüchtete  Zivilistin Samarias Ben zum Beispiel

hat nach wie vor Kontakte zu den Frauen,  mit denen sie in Syrien gearbeitet hat.

doch darin liegt die Hoffnung  für die Art Wandel in Syrien,

Nicolas Beger, Amnesty International  kritisiert das Assad-Regime scharf.

Vor Kurzem wurden drei Ärzte  gefoltert und getötet -

eine vierte Leiche  wurde nicht identifiziert.

Die ermordeten Ärzte  hatten Zivilisten behandelt,

von Assads Truppen  verletzte Demonstranten.

Die Situation der Bevölkerung  scheint zunehmend unerträglich zu sein.

Ja. Wir haben gerade  einen neuen Bericht veröffentlicht.