Der vorjährige Gewinner des Sacharow-Preises für geistige Freiheit wurde nach mehr als 5 Jahren hinter Gittern aus dem Gefängnis entlassen. Ein russisches Gericht hatte ihn 2015 wegen „Planung von Terroranschlägen“ zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sein Verfahren wurde von internationalen Organisationen als nicht gerecht bezeichnet.

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Sacharow-Preis 2018: Oleg Senzow und der Kampf politischer Gefangener in Russland

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/17782889/N01-PUB-191120-SENT-DE.srt

An einem sonnigen Septembertag 2019 betrat Oleg Senzow endlich wieder ukrainischen Boden.

Er gehörte zu einer Gruppe von 35 ukrainischen politischen Gefangenen und Soldaten,

die gegen 35 russische Gefangene ausgetauscht wurden.

Ein Jahr zuvor war dem ukrainischen Filmemacher

der Sacharow-Preis für geistige Freiheit verliehen worden.

„Es ist hart, wenn man allein ist und sich allein gelassen fühlt.

Ich wusste jedoch, dass es Menschen gibt, die mich unterstützen, und das gab mir Kraft. Danke für diese Unterstützung.“

Hier, in dieser Strafkolonie am Polarkreis,

verbrachte Oleg Senzow den Großteil seiner 5 Gefängnisjahre,

rund 2.000 Kilometer von Moskau entfernt.

Oleg Senzow wurde 2014 nach Protesten, gemeinsam mit Tausenden anderen Ukrainern, gegen

Russlands Annektierung seiner Heimat, der Halbinsel Krim, auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew verhaftet.

Nach seiner Verhaftung wurde Oleg gefoltert. Sie sagten ihm:

„Wenn du ein Geständnis ablegst, bekommst du ein Strafurteil von nur 7 oder 8 Jahren. Gib zu, dass du die Brandanschläge ausgeführt hast!

Gib zu, dass du die Anschläge auf die Denkmäler geplant hast!“

2015 wurde er zu 20 Jahren Haft wegen Planung eines Terroranschlags

und Waffenhandels verurteilt. Vor Gericht grinste er sarkastisch und summte die ukrainische Nationalhymne.

„Ich bin seit einem Jahr in eurem wunderschönen Land und gucke euer Fernsehen,

eure Propaganda funktioniert hervorragend.“

Amnesty International prangerte das Verfahren als Schauprozess an;

sein Anwalt bezeichnete es als Verhöhnung.

Im September 2018 gingen Bilder um die Welt, die den einst kräftigen Filmemacher schwach und abgemagert zeigten.

Einige Tage später, am 6. Oktober, musste Oleg Senzow seinen Hungerstreik beenden.

„Nach 145 Tagen ohne Nahrung gab sein Körper auf und die Ärzte sagten ihm:

„Entweder wir fesseln dich ans Bett und ernähren dich über eine Sonde,

oder du beendest deinen Hungerstreik und isst freiwillig.“

Als freier Mann fordert Oleg Senzow nun die Freilassung der übrigen politischen Gefangenen in Russland.

„Ich will nicht zurück in die Vergangenheit, sondern in das Jetzt, in die Zukunft blicken.

Das Problem sind nun unsere Gefangenen, die noch immer hinter Gittern sind.“

Trotz seiner Tortur blickt Oleg Senzow mit Optimismus in seine Zukunft als Filmemacher

„Ich werde weiterhin Filme machen, wie vorher. Ich arbeite daran und wenn alles klappt, werde ich in einem Jahr mit den Dreharbeiten beginnen.

Ich werde mich auch stärker für zivilgesellschaftliche Aktionen engagieren, öffentlich und beruflich.“

Sowohl Oleg Senzow als auch das Europäische Parlament haben erneut die sofortige Freilassung aller Gefangenen in Russland und auf der Krim gefordert.