Europa hat das dichteste Zugnetzwerk der Welt, aber das Buchen eines Tickets zwischen zwei EU-Ländern ist eine Herausforderung. EuroparlTV berichtet.

Reporter: Kommt das EU-Zugticketsystem wieder ins Gleis?

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15693631/M003-0136-DE.srt

Europa verfügt über  das dichteste Schienennetz der Welt,

aber die Buchung von Bahnfahrten  zwischen EU-Ländern

gleicht häufig einem Hindernisparcours.

EuroparlTV unternimmt eine Reise  in eine Welt voller Widersprüche.

Man braucht nur einen Zielort  und ein Transportmittel.

Die Anreise mit der Bahn gilt  als die umweltfreundlichste Option.

Wir rechnen damit, nach einigen Klicks  im Internet abfahrbereit zu sein.

Die Buchung der Fahrt von Brüssel nach  Budapest ist jedoch nicht so einfach.

Wir finden Fahrpläne, aber  nichts zu Tarifen oder Verfügbarkeit.

Wir können die Fahrkarten  auch nicht online buchen.

Zum Glück hilft man uns  im nahegelegenen Reisebüro.

ob die Informationen  im Internet richtig waren.

Für den 10. August gibt es mehrere  mögliche Verbindungen nach Budapest,

aber ich kann nicht auf  die Tarifinformationen zugreifen.

Das dauert 3-4 Tage.  Zur Verfügbarkeit finde ich auch nichts.

Wir sind erstaunt darüber,  wie veraltet das System offenbar ist.

Am Bahnhof Brüssel-Süd sprechen wir  mit einer Mitarbeiterin der SNCB,

Bis vor Kurzem  bestanden internationale Bahnreisen

musste auf ein anderes Netz mit einem  anderen Fahrkartensystem umsteigen.

Traditionell besitzt jedes Land  ein eigenes System

in Bezug auf Tarife,  Fahrpläne und Verfügbarkeit.

Die EU hat im Mai  eine neue Verordnung verabschiedet,

die die Fahrplan- und Tarifinformationen  in Europa vereinheitlichen soll.

sowie Plätze reservieren  und Fahrkarten kaufen können.

Was kostet die Reise?  Wie viele Plätze sind verfügbar?

Gibt es Zwischenstopps?  Welche Regeln gelten für Gepäck?

Zu einem späteren Zeitpunkt  sollen interoperable Systeme entstehen,

die den Datenaustausch  zwischen den EU-Ländern ermöglichen.

Die Buchung einer Bahnreise  zwischen zwei EU-Städten

soll so einfach sein  wie bei einem entsprechenden Flug.

Der Europäische Fahrgastverband  ist jedoch skeptisch.

Nach der vor Kurzem  verabschiedeten Verordnung

müssen die Bahnunternehmen zwar  Fahrplaninformationen veröffentlichen,

können die meisten Fahrgäste die  Ticketbuchung nicht selbst durchführen.

Die Tarifinformationen werden  an autorisierte Partner übermittelt,

In der Praxis wird der Datenzugang  allerdings von den jeweiligen Strategien

und den Handelsverträgen der  einzelnen Bahnunternehmen abhängen.

Liberalisierung und Wettbewerb werden  also letztlich ausschlaggebend sein.

Der Kauf von Tickets für EU-Bahnreisen  bleibt auch künftig schwierig.

Der Standardisierungsprozess  soll 2016 anlaufen,

aber von einfachen Online-Buchungen  ist man nach wie vor weit entfernt.

Die europäischen Reisebüros  werden weiterhin viel zu tun haben.