Können massive Investitionen in auf Innovation und Forschung spezialisierte KMU Europas Industrie wiederbeleben, nachdem traditionelle Branchen in der Krise geschrumpft sind? EPTV recherchiert in Turin.

Reporter: Innovation und Forschung - ein zuverlässiges Mittel gegen die Krise?

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/16410788/m003-0271-de.srt

Ein deindustrialisiertes Europa:  Seit Beginn der Krise im Jahr 2008

hat die europäische Industrie  10% ihres Marktanteils eingebüßt.

Wir berichten aus Turin, wo die Krise der  Automobilindustrie schwer geschadet hat.

neue Geschäftsmodelle  und neue Lösungen,

Mein Name ist Andrea Bertin.  Ich komme aus Turin und bin 40 Jahre alt.

Ich bin Wirtschaftsingenieur  und seit 6 Monaten arbeitslos.

Ich habe große Schwierigkeiten,  eine neue Stelle zu finden.

Die Automobilindustrie in Turin steckt  schon seit mehreren Jahren in der Krise.

Andrea war Verwaltungsleiter  bei einem Zulieferer.

Er ist ein hoch qualifizierter Ingenieur.

Leider ging seine Firma 2012 in Konkurs.  400 Mitarbeiter wurden entlassen.

Der einzige Trost:  Er hat mehr Zeit für seine Tochter.

Im Moment finde ich die Situation  ausgesprochen schwierig.

Ich habe früh angefangen zu arbeiten  und war 20 Jahre berufstätig.

Seit 6 Monaten keine Arbeit zu haben  und ohne Einkommen

und ohne Zukunftsperspektive  zu Hause zu sitzen,

Wir fahren zu Andreas  früherem Arbeitgeber, Saturno.

Die norditalienische Piemont-Region ist  stark von der Automobilindustrie abhängig.

Fiat, der größte Hersteller,  sichert fast 50.000 Jobs.

Aber wenn die Branche schwächelt,  leidet die gesamte Region.

Die Zahl der Unternehmensschließungen  ist gestiegen.

In den letzten Jahren hat  eine große Anzahl Konkurs angemeldet.

ist die Beschäftigungsquote  in der Fertigungsindustrie

An diesem Morgen  geht Andrea zur Arbeitsvermittlung.

Gute Neuigkeiten: Laut der  Sachbearbeiterin für Führungspositionen

hat er Aussichten auf eine Stelle -  allerdings ohne echte Verantwortung.

Nach 20 Jahren hat sich  meine Karriere in Luft aufgelöst.

Dieses Jahr gingen schon  500.000 Arbeitsplätze verloren.

Die einzige Hoffnung  ist die Kreativität von KMU.

40 km von Turin entfernt  liegt der Bioindustry Park,

der rund 50 Forschungsunternehmen  beherbergt, darunter fast 30 KMU.

Die EU hat den Komplex  mit 37 Millionen Euro gefördert.

Die restlichen 60 Millionen  trugen Privatinvestoren.

Großunternehmen  haben enorme Schwierigkeiten,

schnell genug auf  neue Marktanforderungen zu reagieren.

Kleinunternehmen sind dagegen  anpassungsfähig und flexibel

Zudem sind Kleinunternehmen besser  gegen äußere Erschütterungen gewappnet.

ist auf die Erforschung von Molekülen  für Hautcremes spezialisiert.

Die gefundenen Moleküle werden  an größere Pharmaunternehmen verkauft.

Wir konzentrieren uns vornehmlich  auf die Behandlung von Hauterkrankungen,

aber Therapiemöglichkeiten für andere  Krankheiten sind ebenfalls von Interesse.

Creabilis beschäftigt jeweils 10  Mitarbeiter in Italien und Großbritannien.

Hoch qualifizierte Arbeitsplätze,  die weitere generieren.

Wir sind das erste Glied in einer Kette,

die erste Generation  einer neuen Wirtschaft,

Mit einem Creabilis  ist es aber nicht getan.

Wir brauchen 20 oder 200 Creabilis  für die Industrialisierung der Region.

Unter den hochmodernen Firmen  im Bioindustry Park

Die Firma produziert radioaktive  Kontrastmittel für klinische Tests.

Die Gruppe hat europaweit  rund 260 Mitarbeiter.

Nach ein paar Stunden ist  von unseren Produkten nichts mehr übrig.

umgehend per Sonderkurier  an die Krankenhäuser geschickt werden,

in denen Patienten  auf PET-Untersuchungen warten.

Also 100% lokale Beschäftigung?  -100% lokale Beschäftigung.

KMU sind die Antriebskraft  der italienischen Wirtschaft.

360 Millionen Euro wurden  im Rahmen des nächsten EU-Haushalts

für Forschung,  Berufsbildung und Innovation bewilligt.

Das EP unterstützt zudem  ein EU-weites Netz von Innovationszentren.

Der Grünen-Abgeordnete  Reinhard Bütikofer,

Berichterstatter zu einem Plan  zur Reindustrialisierung Europas,

fordert einen leichteren Kreditzugang  für KMU, vor allem in Südeuropa,

wo Darlehen zweimal so viel kosten  wie in Deutschland.

Es ist für die Unternehmen sehr schwer,  ihre Wettbewerbsposition zu halten.

Es müssen neue Finanzierungsquellen  geschaffen werden.

Man kann sich nicht allein  auf die Banken verlassen,

Europa kann nicht  mit den Schwellenländern konkurrieren,

die ein extrem niedriges Lohnniveau haben.

liegt dank hoch qualifizierter  Arbeitskräfte in der Innovation.

Bis 2020 will  die Europäische Investitionsbank

10 bis 15 Milliarden Euro  für KMU bereitstellen.

Eine willkommene Hilfe angesichts  von EU-weit 26,5 Millionen Arbeitslosen.