Eine neue Gemeinsame Agrarpolitik nimmt nach der Abstimmung im EP Gestalt an. Ein Interview mit den Abgeordneten Michel Dantin (EVP) und Bas Eickhout (Die Grünen).

Interview: Fortschritt in Richtung grüne Agrarwirtschaft?

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/16244385/n003-0238-de.srt

Die europäische Landwirtschaft  erhält bis zum Jahr 2020 €363 Milliarden.

Im Vorfeld einer weiteren Reform  der Gemeinsamen Agrarpolitik

haben wir zwei MdEPs nach einer  wichtigen Abstimmung im Plenum befragt:

Michel Dantin von der EVP  und Bas Eickhout von den Grünen.

Der GAP-Etat soll bis 2020 um 13%  gekürzt werden. Sind die Würfel gefallen?

Nach dem Beschluss vom 8. Februar  droht eine Kürzung des Agrarhaushalts

um €49 Milliarden  bis zum Ende des Programmzeitraums.

Das entspricht dem Etat eines ganzen  Jahres. Ich halte das für katastrophal.

Nach dem derzeitigen Entwurf ist die  Landwirtschaft mittelfristig gefährdet.

Es kommt darauf an,  was man mit dem Geld macht.

Für ein landwirtschaftliches  Modernisierungsprogramm

Aber wenn man nur die althergebrachte,  industrielle Landwirtschaft fördern will,

Das EP wird erstmals über die GAP-Reform  mitentscheiden. Ändert das etwas?

Ein Kommissionsmitarbeiter  hat zu dieser Frage spontan gesagt:

"Es war leichter,  als es uns überlassen war."

Wir bringen erstmals eine Spur Demokratie

in die Umsetzung  und die Reform der GAP hinein.

wurde von denselben  konservativen Kräften dominiert,

die wir auch im Rat unter  den Landwirtschaftsministern sehen.

Dieselben konservativen Kräfte sind auch  im Landwirtschaftsausschuss vertreten.

Ich bin sehr enttäuscht  über das Geschehen im Parlament.

Dass wir jetzt Mitentscheider sind,  macht leider keinen Unterschied.

Es heißt, 80% der Direktbeihilfen  würden 20% der Landwirte zugeteilt.

Ist das gerecht?  Und kann man das ändern?

muss den Sektor vor dem Hintergrund  des globalen Anstiegs der Rohstoffpreise

Von den insgesamt 13,5 Mio. Landwirten  sind 5 Mio. älter als 65 Jahre.

Bald haben wir nicht mehr genug Leute  für die Nahrungsmittelerzeugung.

Wir haben es versucht,  u. a. durch eine Deckelung,

also durch die Senkung  der Obergrenze für Direktbeihilfen.

Aber das wurde abgelehnt.  Die Chancen wurden nicht wahrgenommen.

80% der Mittel gehen weiterhin an die 20%  der Landwirte mit den größten Betrieben.

Das hätte man ändern können,  aber wir haben die Chance verpasst.

Wird die GAP durch die Reform  umweltverträglicher?

Meiner Überzeugung nach sind  öffentliche Maßnahmen nicht alles.

Die Landwirte warten nicht auf uns,  um ihre Methoden zu ändern.

Für die verbesserte Wasserqualität  in vielen Regionen

sind neue Praktiken  und nicht die Behörden verantwortlich.

Die von uns befürwortete GAP  ist ein Hilfsmittel.

Sie entlohnt insbesondere die Landwirte,

die umweltverträgliche Verfahren  anwenden.

30% des für die Hektarbeihilfe bestimmten  Etats werden dafür aufgewandt.

Greening existiert nach wie vor,  sodass man sagen könnte,

die Agrarpolitik sei erstmals  stärker ökologisch ausgerichtet.

Aber werden die Maßnahmen  die Landwirtschaft wirklich verändern?

Die Anbaudiversifizierung  soll z. B. aktiv gefördert werden.

Aber was heißt das?  Die Landwirte arbeiten bereits so.

Es sind normale Praktiken,  nur dass man sie finanziert

Verändert das  die Landwirtschaft in der EU?

Wird die Reform Probleme  wie die Krise im Milchsektor verhindern?

Meiner Ansicht nach können  die vorgesehenen Sicherheitsnetze

und die im Vergleich zum vorherigen  Zeitraum um 40% gekürzten GMO-Mittel

In einigen Bereichen haben  die Landwirte mehr Möglichkeiten,

aber in Bezug auf viele andere Aspekte  wurden Gelegenheiten versäumt.

Ich denke, wir müssen auch künftig mit  Demonstrationen von Landwirten rechnen.