Das EP hat den Bericht der portugiesischen Europaabgeordneten Ilda Figueiredo zu einem europaweiten Mindesteinkommen angenommen. Im Gespräch mit EuroparlTV erklärt die Politikerin, warum die Bekämpfung von Armut so wichtig ist.

Im Interview: "30 Millionen Arbeitnehmer in der EU sind arm"

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15279931/n003-0090-de.srt

85 Millionen Menschen in der EU  werden derzeit als arm eingestuft.

Unter diesen 85 Millionen befinden  sich zunehmend auch Arbeitnehmer.

Schon länger ist die Rede von  einem europaweiten Mindesteinkommen.

Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Armut ist ein  ernstzunehmendes Problem in der EU.

Die von Ihnen genannten Zahlen  sind von 2008.

Eurostat wird die neuen offiziellen  Zahlen in Kürze veröffentlichen.

Dann werden wir sehen,  ob sich die Lage noch verschärft hat.

weil es eine der reichsten Regionen  der Welt betrifft.

Es gibt Anlass zur Sorge, dass  mehr und mehr Arbeitnehmer arm sind.

Dass ihr Einkommen sie nicht  über die Armutsgrenze hinaus hebt.

7% der Arbeitnehmer sind betroffen.  -Nein, der Anteil ist jetzt noch höher.

gibt es derzeit  30 Millionen Arbeitnehmer in der EU,

weil sie weniger als 60% des nationalen  Durchschnittseinkommens verdienen.

das zusammenhängt mit den zunehmend  unsicheren Arbeitsverhältnissen

und dem wachsenden Druck  auf Arbeitnehmer oder Arbeitssuchende,

inakzeptable Arbeitsbedingungen  in Kauf zu nehmen.

Das Durchschnittseinkommen  in Großbritannien beträgt rund 960 Euro,

während es in Rumänien  bei lediglich 150 Euro liegt.

In Portugal beträgt das  gesetzliche Mindesteinkommen 475 Euro.

Die enormen Unterschiede  zwischen den Ländern

ergeben sich aus der jeweiligen  wirtschaftlichen und sozialen Situation.

Genau deshalb ist es so wichtig, ein  gemeinsames Kriterium zu entwickeln,

Nehmen wir zum Beispiel Regionen  mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit.

Im EU-Durchschnitt liegt  die Jugendarbeitslosigkeit bei 20%,

aber in einigen europäischen Ländern  erreicht sie 40%.

Betroffene werden unter Druck gesetzt,  für extrem niedrige Löhne zu arbeiten.

Das ist eine moderne Form der Sklaverei.

Arbeitslose Frauen haben  mit demselben Problem zu kämpfen.

Eine mögliche Lösung ist  ein europaweites Mindesteinkommen.

In einigen Ländern  gibt es bereits Mindesteinkommen,

liegt beispielsweise 50% unter  dem Richtwert für die Armutsgrenze.

Aber ist es wichtig. In manchen  Ländern gibt es gar keinen Mindestlohn.

Aber wie kann man ein gemeinsames  Minimum für ganz Europa festlegen?

Das ist selbst  bei diesem Vorschlag unmöglich.

Das ist richtig, aber dieser Vorschlag  ist auch nur ein erster Schritt.

Leider hat sich die soziale Ungleichheit  in der EU noch verstärkt.

Die Tatsache,  dass mehr als 85 Millionen EU-Bürger,

darunter Kinder, junge Leute, ältere  Menschen, Frauen und Arbeitnehmer,

ist ein Beweis, dass Mindesteinkommen  nicht wirklich existent sind.

Wer soll dafür bezahlen?  Das ist eine interessante Frage.

einen Plan zur Gestaltung  unserer Vorschläge zu entwickeln.

Die Länder mit den größten Problemen  könnten auf EU-Fonds zurückgreifen.

Aber es sind auch politische  Veränderungen erforderlich.

Mehr Flexibilität  unter bestimmten Umständen

sowie ein größer Fokus  auf soziale Themen

können den Mitgliedstaaten helfen, in  diesem Bereich Fortschritte zu erzielen.

Glauben Sie, die EU-Staaten  stimmen einem Mindesteinkommen zu?

Das ist es,  was wir vorschlagen und fordern.

mit einer breiten Zwei-Drittel-Mehrheit  verabschiedet wurde,

ist ein deutliches Signal  an die Kommission,

Die Öffentlichkeit verlangt ernsthafte  Maßnahmen gegen dieses Problem,

als ersten Schritt im Kampf gegen Armut  und für sozialen Fortschritt.

Ilda Figueiredo, herzlichen Dank.  -Ich danke Ihnen.