Der polnische Europaabgeordnete der EVP ist für den heißbegehrten Posten des EP-Präsidenten nominiert worden. Sollte er zum Präsidenten gewählt werden, möchte er die Anliegen der Bürger in den Mittelpunkt stellen und gleichzeitig die EU-Bürger von der Wic

Im Interview: Jerzy Buzek "Integration ehemals kommunistischer Länder ist meine Hauptaufgabe"

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15250331/P005-00074-S-DE.srt

mit dem Kandidaten für das Amt   des EP-Präsidenten, Jerzy Buzek,

eine Kooperation zwischen EuroparlTV,   dem Web-TV-Service des EP,

und Euronews.   Ich bin Sergio Cantone von Euronews.

Ich bin Christiane Gronau   von EuroparlTV.

Jerzy Buzek, Sie waren   polnischer Ministerpräsident

und leiteten die Verhandlungen   für Polens EU-Beitritt ein.

Nun sind Sie der Kandidat der EVP,   der Mitte-rechts-Fraktion im EP,

Was denken Sie,   wird die größte Herausforderung sein,

der Sie sich als Parlamentspräsident   stellen müssen?

Dies ist eine besondere Zeit   für mich und für die Länder,

die sich vor 20 Jahren von dem   kommunistischen Regime befreiten.

Die Tatsache, dass jemand   aus Mittel- und Osteuropa

heute die Chance hat,   Präsident des EP zu werden,

bedeutet, dass wir versuchen,   uns weiter anzunähern.

Integration ist eine   sehr wichtige Mission für uns,

und das wird die wichtigste Aufgabe   dieser Legislaturperiode des EP sein,

da unsere Bürger nicht wirklich   verstehen, was Europa ist.

Der beste Beweis dafür   ist die niedrige Wahlbeteiligung.

Herr Buzek, haben Sie eine Idee, wie   man das EP attraktiver machen könnte,

vor allem angesichts der niedrigen   Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen?

Wir müssen uns auf das konzentrieren,   was die Bürger wirklich interessiert.

Einerseits interessieren Sie sich für   die Dinge, die ihren Alltag betreffen.

Über die Krise oder Energiesicherheit   zu reden, sagt ihnen nichts.

Wir müssen erklären,   dass Energiesicherheit bedeutet,

über Gas und Strom verfügen wird,   dass sie nicht zu teuer sein werden.

Um das zu erreichen, müssen wir   neue Technologien einführen,

neue EU-Regeln, grenzübergreifende   Gasleitungen und Stromnetze,

dann werden die Menschen uns auch   besser verstehen, da diese Dinge

ihren Geldbeutel betreffen,   ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Autos -

Das Niveau, auf dem Politiker reden,   ist zu hoch für die Bürger.

Das müssen wir ändern. Das ist   unsere Verantwortung als Politiker.

Aber das ist auch die Verantwortung   der Journalisten.

Aber was wir an der Wahl   des EP-Präsidenten sehen,

ist doch genau das, was die Leute   so unattraktiv an Europa finden -

Absprachen, die in den Hinterzimmern   des Parlaments getroffen werden,

Wir alle wissen, dass Sie wohl   der nächste Präsident werden,

In nationalen Parlamenten wird genauso   mit diesen Dingen verfahren.

Koalitionen werden in den Verhandlungen   im nationalen Parlament geschmiedet.

In jedem nationalen Parlament   werden nach den Wahlen

Verhandlungen werden geführt,   und niemand kennt das Endresultat.

Parteien verhandeln, und die Koalition   fällt oft überraschend aus.

Bei den nationalen Wahlen würden wir   nicht mit so einer Koalition rechnen,

da sie das Ergebnis der Wahlen,   aber auch der Verhandlungen ist.

Manchmal ändern sich Koalitionen   in letzter Minute.

Diese Änderungen   vollziehen sich nicht im Fernsehen.

Die Fraktionsvorsitzenden sagen nur:   "Die Koalition wird so und so aussehen."

Drei Parteien beschließen,   eine Koalition einzugehen.

damit wir gemeinsam   und schnell handeln können

und unsere europäischen Wähler sehen,   dass die EU und das EP effizient sind.

Braucht das Parlament mehr Konflikte,   um attraktiver zu werden?

Ja, Sie haben Recht.   Das bestätigt, was ich vorhin sagte,

dass in nationalen Parlamenten   diese Konflikte existieren.

Aber in nationalen Parlamenten   und Regierungen

gibt es auch große Koalitionen   zwischen rechts und links.

In Situationen, in denen dringend   Handeln geboten ist,

aber eine politische Seite allein   nicht stark genug ist,

Diese Herausforderung   steht uns jetzt bevor,

da Europa sich   von der Krise erholen muss,

es gibt den Klimawandel   und Energieprobleme,

die Probleme mit der Migration   und die demografische Krise.

Wir müssen die Kopenhagener   Konferenz vorbereiten,

die Europa für sich entscheiden sollte, für   die Weltgemeinschaft und für uns alle.

Diese Probleme müssen wir   gemeinsam lösen, und zwar energisch.

Sie erwähnten ein breites Politikfeld.   Was ist die wahre Rolle des EP?

Die Rolle des EP wurde im Vertrag von   Nizza und früheren Verträgen definiert.

Das EP nimmt an Diskussionen teilen.   Es gibt das Mitentscheidungsverfahren.

Das EP hat auch Mitspracherecht   bei der Bildung der Kommission

Es übt auch großen Einfluss   auf den EU-Haushalt aus.

Wird der Lissabon-Vertrag umgesetzt,   bietet sich ein völlig neues Bild.

Die Rolle des EP wird gestärkt, vor allem   dank des Mitentscheidungsverfahrens.

Dieses Verfahren kann in fast allen   Bereichen angewendet werden,

Das EP wird auch das Recht haben,   Gesetze einzubringen.

die wichtigsten Lösungen   für die EU vorschlagen können.

Sie sind der Kandidat   der großen Koalition im Parlament,

und wenn es keine Überraschung gibt,   werden Sie der nächste EP-Präsident.

Wissen Sie schon,   wie groß Ihr Büro sein wird?

Nein. Ich wurde einige Male   vom jetzigen EP-Präsidenten eingeladen,

Viele MdEPs haben ihn in seinem Büro   besucht, ich war einer von ihnen,

habe aber das Büro nicht   unter dem Gesichtspunkt betrachtet.