EU-Bürger fragen die Abgeordnete Simona Bonafè, wie Europa mit internationalen Konflikten umgeht und wie politische Fragen wie Einwanderung und Wachstum gehandhabt werden können.

Große Herausforderungen für die italienische Ratspräsidentschaft

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/11845066/n004-0008-de.srt

Die EU glänzt in der Außenpolitik  erneut durch Abwesenheit.

Warum tut die italienische Präsidentschaft  nichts in Bezug auf Gaza?

Und wie kann man der Wirtschaft  wieder Schwung verleihen?

Könnte man die Auflagen  für die öffentlichen Ausgaben lockern

Ist die "grüne" Wirtschaft die Lösung?

Wir fragen die italienische Abgeordnete  Simona Bonafè,

die bei der Europawahl  die meisten Stimmen erhalten hat.

Ich habe Fragen von Experten und Bürgern,  die Antworten von Europa wollen.

Was ist - abgesehen von  den allgemeineren Argumenten,

die konkrete Position  der Europäischen Union?

Worin bestehen ihre Vorschläge  und Initiativen?

Alle fragen nach dem Standpunkt der EU  in dieser Sache.

Wie steht Europa zu  den Kampfhandlungen im Gazastreifen?

Es trifft zu, dass wir von der EU  bislang nicht viel gehört haben,

was diese schwere Nahost-Krise anbelangt.

Statt Zeit zu vergeuden  mit Vetos gegen die Nominierung

des Hohen Vertreters für Außenpolitik,

sollten wir darüber reden,  was Europa braucht,

Wir sind aber vielleicht  noch nicht so weit.

Europa muss aber nicht nur in der  Außenpolitik mit einer Stimme sprechen,

wir brauchen auch eine Mittelmeerpolitik.

Wir müssen akzeptieren,  dass das Mittelmeer betreffende Fragen

eine wesentliche Rolle  in unserer Politik spielen.

was Vorschläge  zu den Anforderungen Israels

Es heißt oft, Großbritannien  wolle eine enge wirtschaftliche Union,

Geht das eine ohne das andere,  und wie kann man den Briten klarmachen,

dass beides  wahrscheinlich zusammengehört?

Was sagen Sie dazu?  -Wir brauchen eine politische Union.

Ich stehe überzeugt hinter dem Projekt  "Die Vereinigten Staaten von Europa".

Der Ratspräsident hat das in seiner Rede  im Parlament sehr gut ausgedrückt.

Das heutige Europa braucht eine Identität,  einen Geist.

Europa hat sich stets  großen Aufgaben gestellt:

der Erweiterung,  der Einführung des Euro.

Derzeit beschränkt sich die Integration  auf die Märkte.

Wir müssen neu ansetzen  und den europäischen Traum wiederfinden.

Europa darf nicht länger als Einschränkung  empfunden werden,

als von Banken und Austerität  diktiertes Gebilde.

Das ist nicht die Art von Dynamik,  die wir anstreben.

Wir wollen ein Europa, das sich auf  die Bürger und auf Wachstum konzentriert

und für die 27 Millionen Arbeitslosen  Lösungen bereithält.

Sie sind neu in der europäischen Politik

und setzen sich stark  für die "grüne" Wirtschaft ein.

In Italien ist sie in einigen Bereichen  schon sehr weit fortgeschritten.

Ist sie eine Möglichkeit,  um das Wachstum in Europa zu beleben?

Definitiv. Wir müssen der Sparpolitik  den Rücken kehren

und im Rahmen des Stabilitätspaktes  mehr Flexibilität ermöglichen.

Das würde Investitionen  und somit neues Wachstum ermöglichen.

Zudem müssen wir über  eine adäquate Industriepolitik reden.

Wir brauchen  eine industrielle Renaissance,

denn wir können nicht ausschließlich  auf Dienstleistungen bauen.

Aber diese Renaissance  muss auf Nachhaltigkeit fußen,

Umweltverträglichkeit muss der Kern sein.

Stichwort Griechenland. Wir haben mit dem  Direktor von Ärzte der Welt gesprochen.

Er hat gesagt: "Wir sollten  eigentlich nicht in Griechenland arbeiten,

Hören wir uns seine Frage an.  Der Ton ist nicht sehr gut.

Mehr als 75%  aller schwangeren Frauen geben an,

keinen Zugang zu einer elementaren  Schwangerschaftsvorsorge zu haben.

Und 50% der Kinder, die wir im Rahmen  unserer Pädiatrieprogramme versorgen,

Meine Frage ist:  Wie wollen Sie gewährleisten,

dass die gesundheitliche Grundversorgung

und zwar auch in Griechenland,  das in einer tiefen humanitären Krise ist?

Ist das der Preis, den wir  für Haushaltsdisziplin zahlen müssen?

Müssen wir die Solidarität zugunsten eines  Modells opfern, das dem der USA ähnelt?

Droht dasselbe in Italien und Frankreich?  -Nein, das glaube ich nicht.

Europa braucht solide Staatsfinanzen,  aber es muss auch Unterstützung bieten.

Ich will kein Europa,  das Bedürftige vergisst

die Griechenland  zu Massenentlassungen zwingen.

Ich will kein Europa, das die Bedürfnisse  der Einwanderer ignoriert,

Italien wurde bisher  mit dieser Situation alleine gelassen,

obwohl es ein europäisches Problem ist.

Um ein solides,  humanes Europa zu schaffen,

müssen wir dafür sorgen, dass  die Haushaltsregeln eingehalten werden,

aber vor allem  müssen wir Solidarität zeigen.

Dieses Prinzip ist seit Langem  Teil unserer Kultur,

und wir müssen es fest im Kern  der europäischen Politik verankern.

Simona, viel Glück bei Ihrer Arbeit.  -Vielen Dank.