Ein Rückblick auf den Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien in einer Reihe von Kriegen, die als die blutigsten Kampfhandlungen in Europa seit dem 2. Weltkrieg gelten.

Die EU in der Geschichte: Die Jugoslawienkriege

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15699107/V001-0015-DE.srt

25. Juni 1991: Die Föderative Republik  Jugoslawien existiert nicht mehr.

Slowenien und Kroatien  erklären ihre Unabhängigkeit.

Endgültig vorbei ist die Ära Titos,  der einst sagte:

"Jugoslawien hat sechs Republiken,  fünf Nationalitäten, vier Sprachen,

drei Religionen,  zwei Alphabete und eine Partei."

Der serbische Nationalismus  unter Milošević war einer der Auslöser

Jelko Kacin war zu Beginn des Konflikts  slowenischer Informationsminister.

Slowenien hatte über Jahrhunderte  von der Unabhängigkeit geträumt.

Unser Präsident sagte  damals die historischen Worte:

"Heute dürfen wir träumen,  morgen ist ein anderer Tag."

In der Nacht  rollten Panzereinheiten ins Land,

um die Unabhängigkeit zu verhindern -  der Krieg hatte begonnen.

Die Jugoslawische Volksarmee  machte mobil,

aber in nur 10 Tagen  schlug Slowenien sie zurück.

Kroatiens Weg in die Freiheit  sollte länger und blutiger werden.

Herbst 1991: 12.000 kroatische Bürger  werden in Vukovar ermordet,

Hunderttausende werden  von serbischen Truppen deportiert.

Anfang April 1992 greift der Krieg  auf Bosnien-Herzegowina über.

In Westeuropa konzentriert man sich  derweil auf den Vertrag von Maastricht,

das eine gemeinsame Außen-  und Sicherheitspolitik zum Ziel hat.

ob man die unabhängigen Republiken  anerkennen sollte oder nicht,

dass wir damals  noch nicht so weit waren.

Es war nicht der Zweck der EU, in  der Nachbarschaft Frieden zu schlichten.

Inzwischen wissen wir:  Das ist der Zweck.

Erst 1992, als erschreckende Bilder  um die Welt gingen,

die Gefangenenlager und auf Zivilisten  zielende Scharfschützen zeigten,

UN-Friedenstruppen griffen ein,  vor allem europäische Einheiten.

Bosnien-Herzegowina erlebte die  längste Belagerung des 20. Jahrhunderts.

Nach der vom Westen  anerkannten Unabhängigkeitserklärung

wurde Sarajevo fast vier Jahre lang von  bosnisch-serbischen Einheiten belagert,

durchschnittlich 329 Granaten  schlugen täglich in der Stadt ein.

Mein prägendstes Erlebnis  war der 1000. Tag der Belagerung.

Ich ging in Sarajevo durch die Straßen,  die Scharfschützen schossen noch.

Ich war im Holiday Inn,  das keine Fensterscheiben mehr hatte

und düster und dunkel war,  und mir wurde bewusst,

wie nahe an Wien diese gefährliche und  deprimierende Situation sich abspielte.

Ich wollte mich engagieren  und die Lage verändern.

November 1993:  ein weiteres Symbol des Krieges.

Die Brücke von Mostar, die die in der  Stadt lebenden Volksgruppen verbindet,

wird von kroatischen Einheiten zerstört.

Juli 1995: Europa wird Schauplatz  des schlimmsten Völkermordes

6.000-8.000 bosnische Männer und Jungen  werden in Srebrenica ermordet.

Die Stadt und das Umland waren  zuvor zur UN-Schutzzone erklärt worden.

Sechs Monate später, am 21. November,  beendet das Dayton-Abkommen

Manchmal kommt es vor, dass die,  die den Krieg angezettelt haben,

plötzlich als Friedensstifter  betrachtet werden,

So wie in diesem Fall:  Milošević und Tuđman,

die Bosnien-Herzegowina  hatten spalten wollen,

Als 1999 ein weiterer Völkermord von  noch größerem Ausmaß im Kosovo drohte,

800.000 Albaner waren gewaltsam  aus dem Kosovo vertrieben worden.

Nach dem Eintreffen der NATO-Truppen  am 12. Juni 1999

kehrte sich die Situation um:  165.000 Serben flohen aus dem Kosovo.

15 Jahre nach dem Beginn  der brutalen und blutigen Balkan-Kriege

trat Slowenien,  das mit seiner Unabhängigkeitserklärung

den Zerfall Jugoslawiens  ausgelöst hatte –

Dieses Ziel streben auch seine  früheren jugoslawischen Nachbarn an.