Nach zehnjährigen Beitrittsverhandlungen wird Kroatien nun zum 28. Mitgliedstaat der EU. EPTV führt eine Sonderdebatte zu den bisherigen Errungenschaften sowie den zukünftigen Zielen.

Europaforum: Herzlich willkommen, Kroatien!

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/16345211/d001-0035-de.srt

Hallo, oder "Dobar dan",  und willkommen zu dieser Sondersendung,

produziert vom kroatischen Rundfunk HRT  und EuroparlTV.

Am 1. Juli tritt Kroatien  der Europäischen Union bei

und wird damit  zum 28. Mitglied der Staatenfamilie.

Wird in Zagreb groß gefeiert?  -Auf jeden Fall.

Es war ein langer, zehnjähriger Weg  für das südosteuropäische Land.

Die Auslieferung mutmaßlicher  Kriegsverbrecher nach Den Haag,

die beim Großteil der Bevölkerung  auf scharfe Kritik stieß,

und die Blockade Sloweniens  aufgrund von Grenzstreitigkeiten

sind nur einige der Probleme,  die man lösen musste,

um die für den Beitritt erforderlichen  Kopenhagener Kriterien zu erfüllen.

Aber die öffentliche Unterstützung  für den EU-Beitritt sinkt.

Bei dem Januar-Referendum  stimmten noch 66% der Bürger dafür,

Die EU ist  der größte Handelsblock der Welt,

aber die tiefe Wirtschaftskrise dauert an.

Rekordarbeitslosigkeit,  vor allem unter jungen Menschen.

Und anders als in den USA schrumpft  die europäische Wirtschaft weiter.

In Kroatien sieht es  nicht viel besser aus.

Die Arbeitslosigkeit liegt bei 22%,  seit 2008 wird kein Wachstum verzeichnet.

dass man mit €10 Mrd. aus dem EU-Topf  gegensteuern kann.

Zu unserer Debatte  über den EU-Beitritt Kroatiens

begrüßen wir die slowenische  S&D-Abgeordnete Tanja Fajon.

Der neueste Mitgliedstaat wird vertreten  von dem Beobachter der EVP-Fraktion

Zudem begrüßen wir den luxemburgischen  ALDE-Abgeordneten Charles Goerens.

Ich heiße Sie alle herzlich willkommen.

Herr Plenković, Sie freuen sich  sicher sehr auf Ihren Amtsantritt.

Doch an den kroatischen Wahlen  zum Europaparlament

haben sich nur 20% der Bürger beteiligt.

Was sagt das  über die Stimmung in Kroatien aus?

Es sagt mehr über die fehlgeleitete  Entscheidung der Regierungskoalition,

die Europawahl  von der Kommunalwahl zu trennen,

als über die Meinung der Bürger  zur EU-Mitgliedschaft.

Die Kommunalwahlen  fanden am 19. Mai statt.

In Verbindung damit hätte die Beteiligung  an der Europawahl bei 50% gelegen.

Es war eine sehr überstürzte Kampagne.

Man dachte, das würde helfen,  hat die Wahl jedoch dadurch verloren.

Nein, das nicht. Es lag an der falschen  Entscheidung der Regierungskoalition,

die Europawahl von  den Kommunalwahlen abzukoppeln.

Sie haben dadurch  die Gelegenheit verpasst,

den Bürgern  das europäische Projekt nahezubringen.

Solche Fehler dürfen  in Zukunft nicht wiederholt werden.

Zum Glück haben wir  nächstes Jahr eine weitere Gelegenheit,

wenn die übergreifende Europawahl  stattfindet.

den kroatischen Bürgern nahezubringen,  welche Relevanz das EP besitzt

und wie wichtig die Teilhabe  am demokratischen Prozess ist.

Ich bin sicher, dass sich  nächstes Jahr sehr viel mehr Bürger

weil ihnen die Notwendigkeit  zur Teilhabe bewusst ist.

Wo werden Sie sich am 1. Juli aufhalten?  Werden Sie in Straßburg sein?

Ich werde ganz bestimmt  mit guten Freunden in Kroatien feiern,

Am 1. Juli  werde ich dann in Straßburg sein.

Ich möchte auf die Äußerungen  meines kroatischen Kollegen eingehen.

Ich denke, die Ursachen für die  niedrige Wahlbeteiligung liegen tiefer.

Die Taktik der Regierung  ist vielleicht ein Aspekt,

aber es liegt auch an den Medien  und an der generellen Situation in Europa.

In Slowenien lag die Wahlbeteiligung  im Jahr 2009 bei unter 30%.

Ich fürchte, dass wir  bei der Europawahl im nächsten Jahr

sehr viel Überzeugungsarbeit leisten  müssen, um den Bürgern zu vermitteln,

warum die EU so wichtig für uns alle ist,

In der Hinsicht ist es dort  wie in allen anderen Ländern.

Der Wahltermin war nur ein Aspekt.  Es sind viele Fehler gemacht worden.

Herr Goerens,  möchten Sie sich äußern?

Ich denke, der 1. Juli ist ein sehr  wichtiger Tag für Kroatien und für Europa,

aber die Menschen in Kroatien  und im Rest der EU

erwarten Antworten  auf die brennenden Fragen,

wie die Arbeitslosigkeit und die  Wirtschaftskrise zu überwinden sind.

Insofern sollte der 1. Juli  auch ein Tag der Hoffnung sein,

denn ich bin überzeugt,  dass die Lösung all dieser Probleme

in einem guten  europäischen Integrationsprozess liegt.

Wie die Bürger in Kroatien darüber denken,  erfahren wir in dem folgenden Bericht.

EuroparlTV hat sich während  der Europawahl vor Ort umgehört.

Sehen wir uns an,  was die Leute von all dem halten.

Dieser Tage,  oder auch Monate oder Jahre,

haben die Bürger in Europa das Bedürfnis,  gegenüber den Politikern Nein zu sagen,

und damit auch gegenüber den  von ihnen vertretenen Institutionen.

Leider trifft das auch  auf das Europäische Parlament zu.

Wir sind teilweise skeptisch,  aber nicht aus ideologischen Gründen,

dass die Arbeitsweise der EU  zu mechanisch ist.

Im August folgen weitere Privatisierungen.  Wir werden kein Geld sehen.

muss man ein Angebot von €500 Millionen  oder dergleichen machen.

Ich will mit dem Mythos aufräumen,  an den viele Bürger immer noch glauben,

dass das Leben in der EU  finanziell irgendwie besser wird.