Während manche Experten Entwicklung und Nationenbildung in Somalia für die wirksamsten Mittel gegen die Piraterie am Horn von Afrika halten, betrachten andere die Eindämmung des Problems als die effektivste Maßnahme in diesem gescheiterten Staat.

Im Blickpunkt: Piraterie wirksam bekämpfen

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/15300388/m001-0039-de.srt

Hallo. Es gibt auch  in unserer Zeit noch Piraten.

Sie sehen zwar nicht aus  wie Captain Hook in "Peter Pan",

aber sie bereiten Schiffen im Golf  von Aden im Indischen Ozean Probleme.

Acht Länder sind  an der Atalanta-Mission beteiligt,

die die Piratenangriffe  vor der somalischen Küste stoppen soll.

Kann diese Mission gelingen  oder ist das Gebiet dafür zu weitläufig?

Sollten Militär- und Verteidigungsziele  im Vordergrund stehen,

oder sollte die EU versuchen, dem  gescheiterten Staat Somalia zu helfen?

Alessandro Pavone war an Bord  der französischen Fregatte De Grasse

und hat den Militäreinsatz  der Atalanta-Mission mitverfolgt.

Morgens früh in Mombasa.  Die De Grasse läuft aus.

Das Helikopterteam bereitet sich  auf einen Kontrollflug vor.

12 Kriegsschiffe und Flugzeuge  der EU-Seestreitkräfte sind im Einsatz.

In Zusammenarbeit mit der NATO  schützen sie Handelsschiffe

vor Piratenangriffen  vor der Küste Somalias.

Wir sind sofort einsatzbereit,  wenn uns ein Notruf erreicht.

Wir überprüfen vor Ort,  ob Gefahr durch Piraten besteht.

Wir fotografieren den Bereich  und rufen das Schiff herbei,

Nur aus dem Hubschrauber sind die  kleinen Boote der Piraten zu erkennen.

Die Besatzung hat es  mit einem organisierten Feind zu tun,

Würde die Fregatte getroffen,  wäre das ein herber Rückschlag.

Man kann leicht zwischen Fischer-  und Piratenbooten unterscheiden.

Piraten haben Leitern,  Waffen und Munition an Bord.

Die De Grasse ist als Patrouille  seit August in Mombasa stationiert.

hat die Piraterie am Horn von Afrika  stark zugenommen:

Allein 2009 wurden 217 Schiffe  von somalischen Piraten angegriffen.

Ein Großteil des bisher gezahlten  Lösegelds von $80 Millionen soll

an Geldwäscheorganisationen in Dubai  und anderen Golfstaaten geflossen sein.

Der mit 275.000 Tonnen Rohöl  beladene Tanker Maran Centaurus

wurde im November gekapert  und erst im Februar freigegeben.

Das Lösegeld betrug laut Schätzungen  $7 Millionen - die bisher höchste Summe.

Die Route durch den Golf von Aden  gehört zu den befahrensten der Welt.

Eine dauerhafte Bedrohung  für den Handelsverkehr

könnte gravierende Folgen  für den europäischen Markt haben.

Wir haben während unseres Besuchs  zwar keine Piraten gesichtet,

eine alternative Sicht  der Piraterie kennenzulernen.

ein kenianischer Journalist  somalischer Abstammung,

berichtete für den humanitären  Nachrichtendienst IRIN aus Somalia.

Für viele Menschen in Somalia  ist die Piraterie ein Teil ihres Lebens.

Sie sehen darin  oftmals den einzigen Ausweg.

sie landen an unseren Küsten  und entziehen uns die Lebensgrundlage."

Für viele ist die Piraterie  quasi Küstenschutz.

Waffengewalt wird  das Problem nicht lösen.

Um eine Schlange zu töten,  muss man wissen, wo der Kopf ist.

Die Piraterie nimmt weiter zu.  Die EU steht vor der Aufgabe,

und ihre Unterstützung  in der Region zu unterhöhlen.

Laut Alessandro Pavone  nimmt die Piraterie weiterhin zu,

Zur Diskussion über das Thema  Piraterie im Indischen Ozean begrüße ich

Ana Gomes von der Allianz  der Sozialisten und Demokraten

und Charles Tannock von  den Konservativen und Reformisten.

Erfüllt die Atalanta-Mission die Ziele,  für die sie ins Leben gerufen wurde?

Herr Tannock, wie denken Sie  über die Situation im Golf von Aden?

Ich bin stolz auf die Atalanta-Mission,  da sie von der Royal Navy geleitet wird.

Sie leitet die Einsätze  von Northwood aus,

einem Stadtteil  meines Wahlkreises London.

Die Mission ist bisher  sehr erfolgreich verlaufen.

Es ist die erste dieser Art, oder?  - Die erste maritime GSVP-Mission.

Sie ist überaus erfolgreich.  Ihr Bericht war nicht ganz zutreffend,

denn die Anzahl der Angriffe  ist zurückgegangen.

Aber Tatsache ist,  Somalia ist ein gescheiterter Staat.

Die westliche internationale  Gemeinschaft hat viele Ressourcen

in die Nationenbildung  in Somalia investiert.

Aber nur in der Republik Somaliland,  einer früheren britischen Kolonie,

und in Puntland  gibt es Demokratiebewegungen.

Mogadischu und das direkte Umland sind  unter Kontrolle der Übergangsregierung,

aber der Rest ist ein gesetzloser,  gescheiterter Staat,

der von Piraten und Al-Shabaab-Milizen  kontrolliert wird.

Hier hat die internationale Gemeinschaft  keinerlei Einfluss.

Die Mission war zwingend erforderlich,  um die Routen in den Fernen Osten

und somit Handels- und  Entwicklungshilfetransporte zu schützen.

Die Mission war in Bezug auf  ihre unmittelbaren Ziele erfolgreich,

aber sie berücksichtigt  nicht die Ursachen der Piraterie.

Diese Ursachen findet man nicht auf See,  sondern an Land.

und die internationale Gemeinschaft,  auch die EU, investiert nicht genug,

um eine funktionierende Staatsführung  aufzubauen.

Somaliland und Puntland unternehmen  Schritte zur Demokratisierung.

Die EU hätte in diese Entwicklung  investieren müssen.

Wir bekämpfen nun die Folgen  dieses Versäumnisses, die Piraterie,

aber nicht die Ursache -  die mangelnde Staatsführung in Somalia.

Die USA sind in Mogadischu  kläglich gescheitert,

ebenso die UN, die Afrikanische Union  und die äthiopischen Truppen.

Sie haben Somalia 1994, nach diesem  bedauerlichen Vorfall, aufgegeben.

Und nun bezahlen wir alle  den Preis dafür.

Wir dürfen das Land  nicht wieder im Stich lassen

oder äthiopische Truppen beauftragen -  denn das ist die schlimmste Option,