Guy Verhofstadt spricht über seine Pläne für die Zeit nach der Europawahl, seine 5-jährige Amtszeit als Fraktionsvorsitzender und seine Vorstellungen von einem föderalen Europa.

Ein Rückblick auf 5 Jahre an der Spitze der Fraktion der Liberalen und Demokraten

https://api.multimedia.europarl.europa.eu/documents/20125/16540985/v009-0003-de.srt

der Allianz der Liberalen  und Demokraten für Europa

über Erfolge, Niederlagen und versäumte  Gelegenheiten in Brüssel und Straßburg.

Mit 84 Mitgliedern aus 21 Ländern ist  die ALDE die drittgrößte Fraktion im EP.

Guy Verhofstadt,  willkommen zu diesem Interview.

5 Jahre im Europäischen Parlament,  von 2009 bis 2014.

Was war in diesen 5 Jahren  das wichtigste Ereignis für Sie?

Nun, es gab eine Reihe  wichtiger Ereignisse.

Für mich persönlich war es  in den letzten Wochen

die Entscheidung der ukrainischen Bürger,  sich in Richtung EU zu orientieren.

weil so viele Nationalisten,  Populisten und Euroskeptiker

Und gleichzeitig geben Menschen ihr Leben  für die Werte der Europäischen Union.

Während Menschen anderswo  für den EU-Beitritt kämpfen,

wird die EU intern  von Euroskeptikern angegriffen.

Prognosen zufolge haben die Populisten  bei der Europawahl große Chancen.

Sehen Sie das auch so?  Und was werden Sie dagegen tun?

dass wir die Eurokrise  nicht gut gehandhabt haben.

Die extremen Arbeitslosenzahlen  sind ein untrüglicher Beweis.

Fast 27 Millionen.  -Aber die Lösung kann nicht sein,

und sich hinter Staatsgrenzen  zu verschanzen.

Wir müssen  den Bürgerinnen und Bürgern sagen:

"Ja, wir haben die Krise  schlecht gehandhabt,

aber es ist eine Lüge,  den Leuten weiszumachen,

dass all diese Probleme im Rahmen der  nationalen Politik gelöst werden können,

durch einen Rückzug  hinter die eigenen Grenzen."

Oder was ist mit  gefährlichen Finanzprodukten,

mit toxischen Produkten,  die aus den USA nach Europa kommen?

Die sind nur auf EU-Ebene zu regulieren.

Und was ist mit der Zuwanderung  aus Nordafrika?

also kann nur die EU  eine glaubwürdige Strategie entwickeln.

gibt es da etwas, was Sie  rückblickend anders machen würden?

Zum Beispiel in Bezug auf die Krise?  -Dazu vor allem eins:

Wir brauchen eine Kommission,  die ihr Initiativrecht nutzt.

Der größte politische Schwachpunkt  bestand in den letzten 5 Jahren darin,

dass nicht die Kommission  das Ruder in der Hand hatte,

sondern der Europäische Rat,  die 28 Staats- und Regierungschefs.

Aber wie kann man eine Krise mit 28  Staats- und Regierungschefs bewältigen,

was in der Krisenbewältigung  nicht der richtige Weg ist.

Sie gelten als eine Art Symbolfigur  des föderalen Europas.

Ja, solange Sie mit "föderal"  nicht "Superstaat" meinen.

Ansonsten muss ich widersprechen,  denn ich bin gegen einen Superstaat.

Aber wie kann ein Superstaat  vermieden werden?

Man sollte auf EU-Ebene  nur die Dinge regeln,

für die Europa  einen nachweislichen Mehrwert generiert.

Ohne Mehrwert macht  die gemeinsame Handhabung keinen Sinn.

Dann sollte man es  näher am Bürger regeln,

auf regionaler, lokaler, nationaler Ebene.

dass Zusammenarbeit und Integration  Mehrwert schaffen,

Es heißt, diese Europawahl ist besonders.

Der Präsident  der Europäischen Kommission

könnte erstmals von den Bürgern, oder  zumindest auf neue Art gewählt werden.

Wie sehen Sie Ihre eigene Rolle  in dieser neuartigen Kommission?

Ich bin ein Kandidat der Liberalen  für den Kommissionsvorsitz.

Es ist gut, dass die Bürger diese Wahl  nun direkt beeinflussen können.

In der Vergangenheit  wurde diese Entscheidung

von den Staats- und Regierungschefs  hinter verschlossener Tür gefällt.

Nun ist das Verfahren  sehr viel offener und transparenter,

Mein Programm sieht vor,  dass wir eine Kommission haben,

die bei der Erarbeitung  neuer EU-Politiken führend ist

um neue Strategien und Maßnahmen  voranzubringen.

Guy Verhofstadt, Ihnen und Ihrer Fraktion  alles Gute für die Europawahl.